TRAMTRAIN: DIE 2. GENERATION
NEUE KRITERIEN FÜR DIE 'IDEALE TRAMTRAIN STADT'

Rob van der Bijl & Axel Kühn
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Diese Webseite basiert auf einem Aufsatz, den wir auf der European Transport Conference (ETC 2004) in Strasbourg, 4.-6. Oktober 2004 für die Association for European Transport präsentiert haben.

 
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Wir bitten um Nachsicht, alle Tabellen noch in Englisch.

 

Zusammenfassung [Beginn] [Inhalt]


Nordhausen: Projekt der zweiten Generation.

TramTrain, und das heißt vereinfacht Straßenbahnen, die Eisenbahninfrastruktur nutzen, ist für eine ganze Zeit als die Wunderlösung für den regionalen Schienenverkehr angesehen worden.
Die Zahl der realisierten Projekte ist jedoch eher gering und eine ganze Reihe der Projekte, die über die erste Machbarkeitsstudie hinauskamen, haben sich in eine andere Richtung entwickelt. Selbst in Deutschland mit einem aufgrund der vorhandenen regulatorischen und politischen Strukturen als sehr unterstützend einzustufenden Klima war der Fortschritt insgesamt sehr viel langsamer als man es hätte erwarten mögen.
Die „eine” Erklärung hierfür gibt es nicht, aber ein eingehender Blick hinter das Karlsruher Mythos liefert bereits einige Hinweise. Der Blick auf die Gründe des „Nicht-Fortschritts“ anderer Projekte hilft ebenfalls zu verstehen.
Kurz gesagt: TramTrain ist weder billig noch einfach.
Grundsatzplanung (“Master planning”) ist notwendig, um von Beginn an ein langfristiges (endgültiges) Systemschema zu entwickeln, in dem die Rollen unterschiedlicher Verkehrssysteme im Gesamtsystem festgelegt werden und damit auch die stadtplanerischen Auswirkungen identifiziert werden können. Ebenso ist ein seriöser Umgang mit den Kompromissen notwendig, die ein Mischbetriebssystem erfordern kann, insbesondere wenn eine bestehende, innerstädtische Straßenbahn zu integrieren ist. Wegen der Komplexität der Projektstrukturen sind unterstützende politische und regulatorische Strukturen eher noch wichtiger.
Es wäre zu einfach anzunehmen, daß die Nutzung zweier bestehender Netze automatisch eine kostengünstige Kombination darstellt. Die hauptsächlichen Kostenfaktoren sind wohl die Elektrifizierung von Regionalstrecken, Sicherheits- und Signaltechnik, die physische Verbindung der Infrastrukturen oder sogar die Schaffung einer vollständig neuen innerstädtischen Straßenbahninfrastruktur und die notwendigen Anpassungen der bestehenden Netze (was sich wie in Karlsruhe im Extrem als innerstädtische Tunnelstrecke entpuppen kann).
Selbst wenn der Grundgedanke umsteigefreier Verkehrsangebote in Stadtzentren hinein uneingeschränkt positiv besetzt bleibt, sollte das Umsteigen andererseits nicht zu dogmatisch gesehen werden. Ein integriertes regionales Verkehrssystem mit gut definierten „Aktivitätsgebieten“ für unterschiedliche ÖPNV- und SPNV-Angebote wird immer Umsteigevorgänge enthalten und kann trotzdem sehr attraktiv sein.
Projekte der zweiten Generation wie Kassel, Nordhausen, Chemnitz oder Zwickau bedeuten einen wichtigen Innovationsschub für die TramTrain-Idee indem sie die originale Karlsruher Lösung anpassten und erweiterten. Dies wird Raum für weitere Projektansätze geben aber auch die Überprüfung älterer Überlegungen zulassen. Die ideale TramTrain-Stadt zu finden ist zumindest etwas einfacher geworden.


[Beginn] [Inhalt]

 

 

1. EINFÜHRUNG[Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

Tram-Train-Systeme verbinden städtische Straßenbahninfrastruktur mit dem regionalen Eisenbahnnetz im Umland von Städten. Nach der ersten Generation solcher Mischbetriebssysteme in Deutschland (Karlsruhe und Saarbrücken) entstehen derzeit weitere, neue Systeme.

Mitte der neunziger Jahre war eine regelrechte Boomperiode im Hinblick auf Machbarkeitsstudien zum Thema TramTrain zu beobachten. Viele Städte und Regionen mit einem regionalen Eisenbahnnetz, mit oder auch ohne städtische Straßenbahninfrastruktur und von ähnlicher Größe wie Karlsruhe haben darüber nachgedacht, ob das Konzept "Mischbetrieb" für ihre Rahmenbedingungen übertragbar ist. Die meisten dieser Projekte sind nicht weitergeführt worden oder der Projektfortschritt erfolgte nur langsam und mit eher geringer Priorität. Die Gründe sind unterschiedlich, aber wir stellen die Frage, ob nicht die Stellung der richtigen Grundsatzfragen in einer frühen Phase manche großen Studien erübrigt hätte, die dann auf direktem Wege im Archiv landeten.

Trotz des flexiblen und kontextbezogenen Charakters von TramTrain-Projekten ist es unsere Absicht, zumindest einige allgemeingültige TramTrain-Charakteristika zu identifizieren. Wir sind der Auffassung, daß eine bessere Kenntnis dieser "Eigenschaften" die Projektentwicklung erleichtert, sowohl im Hinblick auf neue, potentielle Anwendungsfälle, als auch der Überprüfung älterer Projektideen, die bisher vielleicht mit einem engeren (zu engen?) Blickwinkel betrachtet wurden.

Das EU-Forschungsprojekt CROSSRAIL war ein Schritt in Richtung einer standardisierten oder zumindest harmonisierten Herangehensweise in Sachen TramTrain, die Konzentration lag aber sehr stark auf der Fahrzeugseite und deren Spezifikationen. Das von 2002-2004 laufende thematische Netzwerk LIBERTIN geht in eine ähnliche Richtung, befaßt sich aber mehr mit Stadtbahn im Allgemeinen.

Wir vermissen eine Herangehensweise, die sehr viel stärker auf die städtebaulichen Fragestellungen und die ökonomische Machbarkeit fokussiert. Die Klärung technischer Fragen wird sicher nicht überflüssig im Entscheidungsprozeß (insbesondere da technische Lösungen kostenbeinflussend wirken), technische Machbarkeit alleine ist jedoch nicht genug.




Karlsruhe: eindeutig erste Generation

 

2. DEFINITIONEN [Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

Während man zu Anfang des "TramTrain-Zeitalters" noch vom "Karlsruher Modell" und "Mischbetrieb" sprach ist es mittlerweile notwendig einige Untergruppen zu unterscheiden.

Klassischer Stadtbahn/Straßenbahnbetrieb
Konversion
Mischbetrieb unter Gleichstrom
TramTrain-Betrieb
Zweisystemtechnik Elektrisch/Elektrisch
Zweisystemtechnik Diesel/Elektrisch
TrainTram-Betrieb
Mit bestehender Straßenbahninfrastruktur
Ohne bestehende Straßenbahninfrastruktur

Konversionsprojekte nutzen ehemalige Eisenbahninfrastruktur für einen größeren Teil der Streckenlänge, wobei diese vollständig für einen Stadtbahn bzw. Straßenbahnbetrieb umgenutzt werden und Mischbetrieb mit der Eisenbahn nicht mehr stattfindet. Infrastruktur wird in der Regel übertragen, so daß keine Trassenbenutzungsgebühren anfallen. Mischbetrieb unter Gleichstrom (Elektrifizierung mit 600/750V) beschreibt Projekte, die ebenfalls die Nutzung von Eisenbahninfrastruktur beinhalten, wobei aber ein Mischbetrieb mit Eisenbahn-Güterverkehr oder auch anderen nicht elektrisch betriebenen Eisenbahnverkehren stattfindet, d.h. die Eisenbahninfrastruktur wird auch als solche noch genutzt. Die Karlsruher Albtalbahn als Ausgangspunkt der regionalen Entwicklung in diesem Raum ist ein Beispiel für diese Betriebsform. In den meisten Fällen befindet sich die Infrastruktur im Eigentum des Stadtbahnbetreibers, so dass Trassengebühren wiederum nicht anfallen.

TramTrain-Betrieb beinhaltet dann sowohl den Mischbetrieb Stadtbahn/Eisenbahn als auch eine Zwei- oder Mehrsystembetrieb (Eisenbahn- bzw. Stadtbahnstromversorgung). Die Mischbetriebsabschnitte können hier auch Eisenbahnhauptstrecken einschließen. In der Regel verbleibt die Infrastruktur (Gleisanlagen und Haltepunkte/Bahnhöfe) in den Händen der aus den Staatsbahnen herausgelösten Eisenbahninfrastrukturunternehmen (DB Netz, RFF, Prorail, Network Rail usw.) und der Stadtbahnbetreiber hat Trassenbenutzungsgebühren und Stationsgebühren zu entrichten.

TrainTram-Betrieb kehrt die TramTrain-Idee um; der direkte Zugang aus der Region in die Stadtzentren wird hier nicht dadurch erreicht, daß die Straßenbahn auf das Eisenbahnnetz übergeht, sondern durch die Einbindung der Eisenbahn in das örtliche Straßenbahnnetz oder auf einer straßenbahnähnlichen Neubauinfrastruktur. Die Eisenbahnfahrzeuge, die unter solchen Stadtverkehrsbedingungen genutzt werden, müssen weitestgehend die Regularien der Straßenbahnen einhalten. In der Regel werden TrainTram-Projekte keine komplette Durchbindung von einer Seite der Stadt zur anderen, sondern eher eine Stichstrecke von einer Seite beinhalten.




Zwickau: die Umkehrung der TramTrain-Idee

 

3. STAND DER TECHNIK [Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

3.1 Karlsruhe: Erfolg, Mißerfolg und Schwächen

Der Name "Karlsruhe" wird heute rund um die Welt als Synonym für Erfolg in Sachen ÖPNV benutzt. Jedoch beinhaltet das System eine Reihe von Merkmalen, die andernorts nur schwer "verkäuflich" sind.

Der Karlsruher Kompromiß, hoch- und mittelflurige Stadtbahnen durch ein städtisches Niederflurnetz zu schicken, wäre z.B. in Frankreich oder überall dort, wo die volle Behindertengerechtigkeit eine absolute Bedingung ist, ein Totschlagargument für ein TramTrain-Projekt. Daher muß die Gewährleistung eines höhengleichen Zugangs vom Bahnsteig zum Fahrzeug in allen Teilen eines geplanten Netzes als von sehr großer Bedeutung für den Erfolg oder die Durchsetzbarkeit derartiger Projekte, gerade im Ausland angesehen werden.

Karlsruhe ist ganz sicher ein gutes Beispiel für einen Hauptbahnhof in einem Abstand zur Innenstadt, bei dem die direkte Durchbindung von TramTrain-Zügen in das Stadtzentrum in deutlichen Attraktivitätssteigerungen resultiert. Mit einem stark regional geprägten Netz, das mehrere TramTrain-Linien durch die Karlsruher Innenstadt beinhaltet, die oft in Zugverbänden und mit vergleichsweise schwerem Fahrzeugmaterial betrieben werden, ist Karlsruhe heute aber Augenzeuge der "Rückkehr des Hauptbahnhofs ins Stadtzentrum", nachdem derselbe vor dem ersten Welkrieg an den südlichen Stadtrand verlegt worden war. Derzeit wird daran gearbeitet, dieses neue Problem durch einen unterirdischen Streckenabschnitt im Stadtzentrum zu beheben, was allerdings auch die Herausnahme der klassischen Straßenbahn aus der Fußgängerzone beinhalten würde.

Nichtsdestotrotz haben die Steigerungen der Fahrgastzahlen in Karlsruhe den grundsätzlichen Nutzen direkter, durchgehender Verbindungen für Städte dieser Größe bestätigt, wenn diese einen abseits gelegenen Bahnhof aufweisen, zum anderen aber auch den Nutzen zentraler Bahnhöfe aufgezeigt.

3.2 Saarbrücken - TramTrain erstmals niederflurig

Saarbrücken entschied sich 1991 -nur 26 Jahre nach der Einstellung der alten Straßenbahn- für eine Wiedereinführung schienengebundenen ÖPNVs in der Innenstadt. Mit Blick auf den immer noch großen Umfang an Eisenbahninfrastruktur im Saarland als Relikt der Kohle- und Stahlindustrie entschied man sich nicht für eine Straßenbahnlösung sondern für eine TramTrain-Mischbetriebslösung.

Anders als in Karlsruhe wurde von Anfang an ein 100% behindertengerechtes Niederflursystem entwickelt (durchgängig 350/380mm Bahnsteige). Das Fehlen einer innerstädtischen Straßenbahninfrastruktur (bestehende Gleisanlagen der Straßenbahn; bestehende Straßenbahnfahrzeuge) machte den Umgang mit einigen technischen Fragestellungen, die Karlsruhe zu Kompromissen zwangen, deutlich einfacher.

Nur sechs Jahre nach der Grundsatzentscheidung wurde bereits 1997 der Südabschnitt der ersten Linie vom Saarbrücker Hauptbahnhof durch das Stadtzentrum nach Brebach und weiter auf DB-Infrastruktur nach Saargemünd (Sarreguemines) in Frankreich eröffnet. Diese sehr kurze Planungs- und Realisierungszeit war nur möglich in einer ausgesprochen unterstützenden politischen Landschaft, wo in der Landeshauptstadt Landes- und Kommunalpolitil sehr eng zusammenarbeiten.

Die erste Linie ist jedoch bis heute nicht vollständig fertiggestellt, da der Nordabschnitt im Planfeststellungsverfahren erhebliche Verzögerungen erfuhr. Der Bau wurde jetzt 2004 begonnen, womit für den Nordabschnitt dann eine Planungs- und Bauzeit von fast 14 Jahren resultiert.

Saarbrücken zeigt auch, wie wichtig es ist ein derartiges Projekt in Abschnitten realisieren zu können. Ein solches Vorgehen "Schritt für Schritt" ist jedoch unter Wettbewerbs- und Ausschreibungsszenarien sehr viel schwieriger, wobei dann möglicherweise das Gesamtprojekt verzögert oder sogar gefährdet wäre.

Darüberhinaus und dies trotz der Tatsache, dass Saarbrücken eine stark straßenbahngeprägte Infrastruktur erstellt hat, ist die Erschließungswirkung bezogen auf die Gesamtstadt noch relativ gering, da die TramTrain-Trasse doch eher am Rand des historischen Zentrums verläuft und noch keine Netzwirkung gegeben ist.

3.3 Weitere Städte der "ersten Welle"

Die Boomjahre der Machbarkeitsstudien und Nutzen-Kosten-Untersuchungen waren die Jahre 1993-1997 mit 33 Städten und Regionen, die den Autoren bekannt sind (siehe Tabelle).

Einige dieser Projekte sind als TramTrain-Systeme weiter vorangetrieben worden oder befinden sich heute kurz vor der Realisierung, andere haben sich in eine andere Richtung entwickelt:
Heilbronn: in Betrieb; man muß aber hinterfragen, ob das Projekt ohne die Verbindung mit dem Karlsruher Netz (gemeinsamer Betriebshof usw.) als eigenes, unabhängiges System so weit gekommen wäre.
Kassel: weist auf den Strecken nach Baunatal und Helsa (Mischbetrieb unter Gleichstrom) einige sehr spezifische Merkmale und Lösungen auf, die durch die geringe Fahrzeugbreite von 2,3m begründet sind. Das eigentliche TramTrain-Projekt (Regiotram) beinhaltet sowohl die elektrisch/elektrisch als auch die Diesel/elektrische Variante. Jedoch ist es derzeit nicht vorgesehen die TramTrain-Linien durch die Fußgängerzone zu führen, wo fast alle anderen (Straßenbahn-)Linien verlaufen.
Luxemburg: nicht weitergeführt wie ursprünglich geplant; das abgewandelte Projekt führt jetzt nicht mehr in das Stadtzentrum.
Ile-de-France: das erste Projekt, das TramTrain für Tangentialverkehre vorsah; die Strecke von Aulnay nach Bondy, die 2005 in Betrieb gehen wird, ist eines der enthaltenen Teilprojekte. Es handelt sich aber mehr um ein Konversionsprojekt ohne eigentlichen TramTrain-Betrieb.
Mulhouse: im Bau; die erste Kopie des "originalen" Karlsruher Modells in Frankreich. Obwohl der Mischbetrieb zwischen Stadtbahn und sonstigem SPNV eher gering ist (nur Spitzenstunden) wird die Strecke nach Kruth mit 25kV elektrifiziert (d.h. Zweisystembetrieb) und Güterverkehr wird ebenfalls auf der Strecke verbleiben.
RijnGouwelijn: Testbetrieb auf einer Eisenbahnstrecke (Gouda-Alphen); die Einbindung mit einer innerstädtischen Neubaustrecke nach Leiden ist geplant.
RandstadRail: im Bau, aber das neue System beinhaltet nun keine Nutzung der Eisenbahninfrastruktur mehr. Zweisystemfahrzeuge sind die letzte verbliebene Spur von TramTrain.
Chemnitz: hat eine Linie in Betrieb genommen, bisher lag der Schwerpunkt aber mehr im Bereich Konversion und einem attraktivierten Dieselbetrieb auf Regionalstrecken als im klassischen TramTrain. Letzteres ist aber nach wie vor in der Diskussion, aber die volle Niederflurigkeit ist eines der Problemthemen.
Nottingham: 2004 eröffnet, aber ohne ursprünglich angedachte Mischnutzung von Eisenbahnstrecken (Parallelführung!)
Genf: nutzt stadtbahnähnliches Fahrzeugmaterial ausschließlich in einem Betrieb auf Eisenbahn- und Metrostrecken (RER), d.h. keine Einbindung in das Straßenbahnnetz.
Aachen: das ursprüngliche Projekt wurde in ein TrainTram-Projekt abgewandelt und wird stufenweise erfolgreich umgesetzt.
Rostock: hat die TramTrain-Überlegungen 10 Jahre nachdem die erste Studie nicht zu einer positiven Empfehlung gelangte, wieder aufgenommen (siehe 2. Generation).




Chemnitz: hat mehr Konversion zur Stadtbahn und attraktivierten Dieselbetrieb vorangetrieben

All anderen Projekte wurden in mehr oder weniger frühen Planungsphasen aufgeben oder blieben "schlafend" zurück. Die Gründe sind unterschiedlich und variieren von wenig unterstützenden politischen Rahmenbedingungen und Vorschriftenlagen über technische Schwierigkeiten zu negativen wirtschaftlichen Ergebnissen.

Einige Beispiele:
Dresden: die seinerzeitige Studie beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit einer sehr spezifischen technischen Besonderheit, nämlich der "exotischen" Spurweite der Dresdener Straßenbahn (1450mm) im Zusammenhang mit einem Mischbetrieb auf einer DB-Strecke. Im Ergebnis war das technische Problem zwar lösbar, aber die resultierenden Gesamtfahrzeiten bei einer Nutzung der innerstädtischen Straßenbahn wären stark angestiegen.
Glasgow: verpasste den günstigen Augenblick, als die Neubeschaffung von Fahrzeugen für ScotRail anstand. Weniger ambitiöse Teilprojekte für Einzelstrecken werden aber voraussichtlich neu überdacht.
Graz: gleiche Spurweite von Straßenbahn und Eisenbahn, technisch einfache (kurze) Verbindungsmöglichkeit der beiden Netze und ein privater Eisenbahnbetreiber vor Ort, dem die Zusammenarbeit mit dem Straßenbahnbetrieb leichter fallen sollte als dies für (ehemalige) Staatseisenbahnen in der Regel sich darstellt. Trotzdem hat die Limitierung der innerstädtischen Straßenbahn auf 2,2m Fahrzeugbreite erhebliche Probleme in Bezug auf einen behindertengerechten Einstieg im Eisenbahnbereich bedeutet und natürlich auch eine geringe Passagierkapazität nach sich gezogen. Die Limitierung in Sachen Fahrzeuglänge und Bahnsteiglänge im innerstädtischen Netz hat das Problem noch vergrößert und hohe Betriebskosten ergeben, da Zugverbände über den ganzen Tag benötigt wurden, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. Im Hinblick auf die nicht elektrifizierten Regionalstrecken stand bereits zu dieser Zeit das Thema Dieseltram auf der Wunschliste, aber es war zu früh für derartige Innovationen. Ebenso muß die Vorschriftenlage und -auffassung in Österreich als schwierig für TramTrain angesehen werden.
Oslo: sehr spezifische Rahmenbedingungen mit drei schienengebundenen Systemen (Eisenbahn, Metro, Straßenbahn), aber durchaus einer gewissen Mischbetriebstradition Straßenbahn/Metro in einigen Netzabschnitten. Alle drei Verkehrsmittel erreichen das Stadtzentrum und im Prinzip muß von einem vorhandenen zentralen Hauptbahnhof ausgegangen werden. Trotzdem hat die erste Studie 1996 Potential für TramTrain in einigen Korridoren nachgewiesen, aber die niedrige Geschwindigkeit und mangelnde Priorität für die Straßenbahn im Innenstadtbereich war und ist ein maßgebliches Problem. Das Projekt ruhte für einige Jahre aufgrund anderer Prioritäten, es ist aber eine Neubetrachtung für 2004/2005 vorgesehen.

3.4 Projekte der 2. Generation

Nach den genannten Studien und Projekten der "ersten Welle" war in den letzten Jahren eine zweite Generation von zumindest 40 Städten und Regionen in ganz Europa aktiv (siehe Tabelle).




Einige dieser Projekte sind bereits wieder aufgegeben worden. So waren eine ganze Reihe französischer Projekte dann Straßenbahnprojekte oder ehr unreife Ideen. Aber auch einige ernsthafte TramTrain-Projekte wurden aufgegeben oder zunächst verschoben, so wie z.B. das von Grenoble. Ähnlich erging es Bremen oder dem viel kleineren Projekt in Hanau.

Es dürfte zu früh sein, um abschließend beurteilen zu können, welches der Projekte der zweiten Generation eine Zukunft findet oder nicht, aber es ist bemerkenswert, daß zumindest einige der Projekte wiederum Variationen zu den Merkmalen des klassischen Karlsruher Modells zeigen:
Bremen: Opfer eines tiefgehenden Nutzen-Kosten-Vergleichs zwischen einem verbesserten Eisenbahnbetrieb im S-Bahn-Stil und einem TramTrain-System, der letztlich zuungunsten der TramTrain-Überlegungen ausging.
Frankfurt am Main/München: beide folgten dem Ile-de-France Prinzip TramTrain für tangentiale Verkehre einzusetzen, wobei aus dem Münchner Konzept sehr schnell mehr ein Stadtbahnergänzungsnetz im Vorortbereich ohne Mischbetrieb wurde, als Folge von sowohl Kapazitätsengpässen im Eisenbahn(S-Bahn)netz als auch einer vergleichsweise geringen zusätzlichen Erschließungswirkung im Vergleich zur bestehenden S-Bahn bei Bindung der Stadtbahn an die gleichen vorhandenen Trassen.
Nordhausen: Schmalspur TramTrain mit Dieseltram-Fahrzeugen; bemerkenswert ist die Größe von Nordhausen mit 46000 Einwohnern.
Zwickau: erste Stadt, die ein TrainTram-System anstelle der klassischen TramTrain-Idee entwickelte; moderne leichte Dieselfahrzeuge (Regiosprinter) verkehren auf einer Stichstrecke ins Stadtzentrum auf einem Dreischienengleis im Mischbetrieb mit der schmalspurigen Straßenbahn.
Palermo: Nutzung einer bestehenden Hafeneisenbahn mit Zweisystemfahrzeugen, aber ohne wirklichen Mischbetrieb (eher dem amerikanischen Stil entsprechendes "Timesharing")
Helsinki: Kombination von Metro und Stadtbahn (wie Amsterdam, Rotterdam und Oslo früher)
Liberec: Umspurung der schmalspurigen Straßenbahn auf Normalspur mit dem Ziel eines regionalen, grenzüberschreitenden TramTrain-Systems, das Zittau in Deutschland und Jelenia Góra in Polen verbinden soll (Dreischienengleis als Zwischenzustand).
Krakau: Umkehrung der Karlsruher Idee - Straßenbahnen sollen im Stadtbereich Eisenbahninfrastruktur nutzen, um Reisezeiteinsparungen gegenüber der Fahrt auf (langsameren) Straßenbahnstrecken zu realisieren.
Alicante: Heimat des ersten spanischen TramTrain-Projekts. Eine teilweise neue Straßenbahn in der Stadt entlang des Hafens ist bereits mit der schmalspurigen Eisenbahn Alicante-Denia verbunden. Die Stadtstrecke an der "Waterfront" hat alle Ausprägungen einer Straßenbahn, während Mischbetrieb auf vorläufiger Basis auf Teilen der Eisenbahnstrecke stattfindet.
Sassari: neue 3km lange, innerstädtische Straßenbahn wird als TramTrain mit der existierenden, regionalen Eisenbahn (950mm Spurweite) verbunden.
Strasbourg: hatte ein TramTrain-System zur Anbindung des Flughafens Entzheim und weiter nach Molsheim/Barr vorgesehen. Wegen der Einschränkungen im Bereich der bestehenden Straßenbahn (Fahrzeugbreite, Bahnsteiglängen) war der Betrieb nur für einen Straßenbahnkorridor vorgesehen, um den Umbauaufwand gering zu halten. Wegen finanzieller Restriktionen ist das Projekt nun in zeitlich gestaffelte Realisierungsschritte aufgetrennt worden und Phase 1 soll 2008/2009 mit einem verbesserten Dieselbetrieb zwischen dem Flughafen und dem Hauptbahnhof sowie und einem attraktivierten Umstieg zu einer auf dem Bahnhofsvorplatz endenden, neuen Straßenbahnlinie realisiert werden. Die einzigen Überbleibsel des TramTrain-Konzeptes bleiben zunächst die größeren technischen Parameter für die Innenstadtstrecke.
Rostock: war eine der wenigen Nicht-Empfehlungen unter den Studien der "ersten Welle". Hauptgründe für dieselbe waren damals die Überlappung zwischen bestehenden Eisenbahnangeboten und Kapazitätsprobleme aufgrund de rim Vergleich zu den verkehrenden Doppelstockzügen geringeren Gefäßgröße der Stadtbahnfahrzeuge. Rostock hat jetzt in den letzten Jahren eine erhebliche Expansion des innerstädtischen Straßenbahnnetzes gesehen, aber auch eine Wanderung der Bevölkerung ins Umland, die es jetzt erlaubten, das Projekt neu anzudenken und zu bewerten. Eine aktuelle standardisierte Bewertung ergab ein positives Resultat und die politische Rückendeckung ist groß. Ein günstiges Zeitfenster ergibt sich mit der Ausschreibung des Warnownetzes im Jahre 2007.

3.5 Unsere Frage

Warum gibt es heute nur derart wenige realisierte, klassische TramTrain-Systeme - 12 Jahre nachdem Karlsruhe mit der Brettener Strecke den ersten Schritt tat? War der originale Ansatz ein wenig zu eng, um überall erfolgreich angewendet werden zu können? Gibt es Grund, von einer 2. Tram-Train-Generation zu sprechen und was sind die Merkmale dieser Projekte, die aus den Karlsruher Ursprüngen weiterentwickelt wurden? Gibt es eine einfache Methode um in einem sehr frühen Stadium die Eignung einer Stadt für TramTrain oder einem seiner Derivate zu bestimmen? Wie sehen dafür geeignete Kriterien aus?

Die Autoren haben eine Anzahl der oben beschriebenen Fälle kritisch unter die Lupe genommen um solche Kriterien herauszufiltern und sie in eine Art "Checkliste" einzubinden.


4. DIE KRITERIEN DER CHECKLISTE
[Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

4.1 Allgemeine Merkmale

Im Allgemeinen dienen TramTrain-Projekte als eine weitere Verbesserung bereits bestehender ÖPNV-Netze. Dies beinhaltet bereits eine gewisse "Luxuskultur" oder anders gesagt, eine gewisse Wirtschaftskraft und ein ausreichendes Maß an sozialer Stabilität.
Zustand von Gesellschaft und Wirtschaft
TramTrain repräsentiert eine vergleichsweise teure und komplizierte Form des öffentlichen Verkehrs und damit ist eine bestehende, oder sogar fortgeschrittene ÖPNV-Kultur eine Vorbedingung für Erfolg.
Bestehende ÖPNV-Kultur

4.2 Institutionelle Rahmenbedingungen

TramTrain-Projekte sind komplizierter und benötigen daher eine starke und qualitativ hochwertige Organisation und Kontrolle. Nahezu alle diese Projekte umfassen regionale Korridore, was eine Art Regionalregierung oder eine vergleichbare Organisationseinheit oder zumindest eine beständige Form regionaler Kooperation und starke politische Unterstützung zu einer Basisvoraussetzung für Erfolg werden läßt.
Entscheidungsfähige regionale und lokale Regierung
Vorhandene regionale und lokale Unterstützung
Die mit der Erstellung von Verkehrsinfrastruktur verbundenen Planungsprozesse sind ohne Ausnahme bereits kompliziert genug, für TramTrain gilt dies umso mehr. Aus diesem Grund ist Erfolg hier fast ein Synonym für einen stringenten, zielorientierten Planungsprozeß. Mehr noch ist die fachliche Berechtigung von TramTrain-Überlegungen in starkem Maße mit solchen städtebaulicher Natur oder der Flächennutzung verknüpft. Aus diesem Grund ist eine gute Integration von Stadtplanung im Allgemeinen und Flächennutzung insbesondere sehr zu empfehlen.
Herangehensweise an den und im Planungsprozeß
Integrationsgrad im Bereich Flächennutzung und Stadtplanung
Schrittweise Realisierung möglich
Komplementarität zum existierenden bzw. angepaßten ÖPNV-Netz
Qualität und Fähigkeiten der jeweiligen ÖPNV-Organisationseinheit, sowohl formal als auch funktional, um integrierte Verantwortlichkeit für ein Gesamtnetz zu gewährleisten.
Verantwortungsverteilung und -zuordnung
Im allgemeinen erfolgt die Finanzierung von Infrastruktur und Betrieb eines ÖPNV-Systems aus verschiedenen Quellen. Finanzielle Mittel zum Aufbau und Betrieb eines TramTrain-Systems sollten möglichst ausgewogen auf lokaler und regionaler Ebene verteilt warden, da gerade auch dieser ÖPNV-Typ an beiden Stellen wirkt. In diesem Zusammenhang sind lokale und regionale Finanzierungsquellen von größter Bedeutung und Zuschüsse der Zentralregierung sollten nicht entscheidend sein.
Verfahren zur Abdeckung von Infrastruktur- und Betriebskosten
Lokale/regionale Ausgewogenheit bezüglich Finanzierung und Finanzierungsquellen
TramTrain-Einsatz setzt die Nutzung von Eisenbahninfrastruktur voraus. Die Verantwortlichkeiten für Eisenbahnen sind aber in aller Regel auf nationaler ebene verankert wie auch die Legislative. In vielen Ländern sind die Staatseisenbahnen sehr mächtig. Aus diesem Grund ist der Erfolg oder die Durchführbarkeit eines TramTrain-Projektes in hohem Maße abhängig vom Grad einer effektiven Nutzung nationaler, gesetzgeberischer und funktionaler Kompetenz für lokale und regionale Aufgaben und Zwecke oder der Delegierung an lokale oder regionale Aufgabenträger. TramTrain-Projekte werden in ihrer Abwicklung transparenter und einfacher, wenn die genutzte Eisenbahninfrastruktur unter Kontrolle oder noch besser im Eigentum einer lokalen/regionalen Organisationseinheit ist. Eine Alternative ist eine privatwirtschaftliche Organisation der Eisenbahn. Deutschland kann hier über eine langwährende Privatbahntradition verfügen.
Notwendige Vorschriften- und Regelungsgewalt
Kontrolle/Eigentumsverhältnisse der Eisenbahninfrastruktur
Alternativen einer lokalen und regionalen Verwaltung
Der Einsatz von TramTrain birgt grundsätzlich zunächst überdurchschnittliche Sicherheitsprobleme, da leichte Straßenbahnen im Mischbetrieb mit schweren Eisenbahnfahrzeugen verkehren. Die Bewältigung dieses Problems benötigt hier sowohl technische Lösungen aber auch einen angemessene Herangehensweise der zuständigen Behörden in Sachen Sicherheit. Zu formale und schwergewichtige Herangehensweisen sind eine Gefahr für TramTrain-Projekte. Bestehende Sicherheitsvorschriften basieren auf allgemeinen Regeln, eher pragmatisch und qualitativ in Deutschland, oder, im Gegensatz dazu, in einer Einzelfall bezogenen Prüfung auf Basis umfassender Risikoanalysen wie in Großbritannien, Frankreich oder den Niederlanden.
Herangehensweise der zuständigen Behörden in Sicherheitsfragen

4.3 Städtische und regionale Charakteristika

Historisch war die Standortfindung für einen neuen Hauptbahnhof Ende des 19. Jahrhunderts in vielen Fällen recht problematisch. Wegen dieser historischen Problematik (oder späteren Verlegungen) befinden sich eine ganze Reihe von Bahnhöfen eher abseits der eigentlichen Stadtzentren. Der Abstand variert von Stadt zu Stadt. Ein wesentlicher Grund für die Einführung von TramTrain ist es, diese Lücke zwischen Bahnhof und Stadtzentrum zu überbrücken. Um dies sinnvoll werden zu lassen, sollte die Distanz zumindest 1000m oder eine Fußwegentfernung von 10-15 Minuten betragen.
Distanz Hauptbahnhof zum Stadtzentrum (km.; Gehminuten)
Andere relevante Distanzen (km.; Gehminuten)
Innerhalb des Stadtgebietes ist das Vorhandensein eines geeigneten TramTrain-Korridors notwendig, zwischen Bahnhof und dem eigentlichen Zentrum (und/oder anderen Bereichen). Ist solch ein Korridor vorhanden? Andere Fragen beziehen sich auf die verschiedenen Qualitäten der vorhandenen Korridore bezüglich Größe, Nutzung, Ästhetik usw. Die Dimensionen des Korridors sollten das Einfügen einer Straßenbahn im Hinblick auf deren technische Parameter erlauben. In Konflikt stehende Nutzungen, Straßenbahn gegen andere Nutzungen, könnten eine echte Bedrohung bedeuten. Ein Ausgleich zwischen bestehender Nutzung und der erneuerten/neuen Nutzung sollte auf die eine oder andere Art möglich sein. Alle Arten der Nutzung stehen dabei auf dem Prüfstand, wie z.B. der Beanspruchung des Korridors durch andere Verkehre, insbesondere auch Fußgänger. Ebenso aber auch bezogen auf allgemeine städtische Funktionen wie Wohnen und Arbeiten. Die Nutzung von "amenities" innerhalb des Korridors ist besonders relevant. TramTrain könnte die Nutzung von Geschäften oder anderer städtischer Einrichtungen gefährden oder auf der anderen Seite geradezu ankurbeln.
Vorhandensein, Profil und Ästhetik des zentralen Korridors
(Neue) Nutzungen des Korridors
Denkbare (positive und negative) Einflüsse
Viele Stadtzentren sind historischen Zuschnitts. Sie bilden ein echtes Element kultureller Denkmalerhaltung. TramTrain in einer derart historischen Umgebung trifft sowohl auf Limitierungen als auch Chancen. Zum Beispiel kann ein historisches Stadtzentrum die Verwendung einer klassischen Oberleitungslösung kritisch machen. Umgekehrt bieten Straßenbahngleise die Möglichkeit, historische Straßenbeläge zu erhalten (anders als Busse benötigen Straßenbahnen nicht zwangsläufig glatte Oberflächen).
Bedingungen bezogen auf das historische Stadtbild
Die Ausgestaltung des Stadtzentrums hinsichtlich ökonomischer Aktivitätsschwerpunkte (Büros, Einzelhandel, Schulen und Ausbildungsstätten usw.) bestimmt den möglichen Nutzen von TramTrain. Wenn derartige Schwerpunkte in der Nähe oder sogar über einem Hauptbahnhof angesiedelt sind, dürfte eine TramTrain-Durchbindung schwierig zu rechtfertigen sein. Jedoch sind im Vergleich zum Bahnhof abseits liegende Aktivitätsschwerpunkte eher die Regel in vielen Städten. Wenn diese Schwerpunkte in einem gewissen Abstand zum Bahnhof liegen und von starker regionaler, sozioökonomischer Bedeutung sind, wäre eine TramTrain-Lösung sehr viel eher gerechtfertigt. Weitere Zentren außerhalb des Stadtzentrums, innerhalb der Agglomeration oder in der Region erhöhen die Sinnhaftigkeit.
Zentrale Lagen von ökonomischen Aktivitätsschwerpunkten und ihre regionale Bedeutung
Ökonomische Aktivitätsschwerpunkte innerhalb oder außerhalb des TramTrain-Einzugsbereichs
Die Bedeutung der Stadt als regionales Zentrum ist von größter Bedeutung für TramTrain-Lösungen. Eine direkte Durchbindung aus der Region ist am besten dann geeignet, wenn es sich um eine klassische Stadtregion handelt, d.h. eine starke Stadt mit einem Hinterland, das sowohl ökonomisch und sozial auf diese ausgerichtet ist. Wenn regionale Zentren und Schwerpunkte über die Region verstreut sind, hat es TramTrain wesentlich schwerer oder könnte gegebenenfalls nur eine tangentiale Funktion übernehmen.
Regionale Bedeutung der Stadt als Oberzentrum
Grad der regionalen Zersplitterung von Zentren und Funktionen

4.4 Städtische und regionale Kennwerte

Ganz allgemein erfordert eine TramTrain-Lösung eine Mindestbevölkerungsgröße von Stadt und Region. Aber die Maximalgröße ist ebenso wichtig, da TramTrain im allgemeinen nicht für den Einsatz in richtigen Metropolregionen geeignet ist. Mindest- und Maximalwerte sollten ebenso dann beachtet werden, wenn der Korridor selbst und das Einzugsgebiet betrachtet wird.
Mindest- und Maximalgrößen von Stadt und Region
Größe des korridorbezogenen Einzugsbereiches
Die Nachfrageseite vieler TramTrain-Projekte ist in starkem Maße abhängig von den erreichbaren Fahrgastströmen aufgrund verschiedenster Fahrtzwecke, einschließlich der räumlichen Streuung der jeweiligen Ziele im Allgemeinen und ihrer Lage bezogen auf das Stadtzentrum im besonderen. Relevante Fahrtzwecke sind Arbeiten (Büros insbesondere), Schule/Universität, Einkaufen und Freizeit. Der Erfolg von TramTrain hängt sehr stark von der Größe der Fahrgastströme in das Stadtzentrum ab, zusätzliche Anziehungspunkte im Vorortbereich, die sozusagen im Vorbeifahren bedient werden könnten, erhöhen den Erfolg zusätzlich.
Identifizierung der Anteile stadt- und stadtzentrumsbezogener Verkehrsströme für alle Nutzergruppen

4.5 ÖPNV-Charakteristika

TramTrain (und TrainTram) sind im Prinzip Werkzeuge um Umsteigevorgänge auf dem Weg eines Reisenden in eine Stadt zu vermeiden. Das bedeutet, daß es wenig oder gar keine Existenzberechtigung für ein solches System in einer Stadt gibt, die bereits attraktive Schienenverbindungen ins Stadtzentrum aufweist, z.B. durch einen S-Bahn oder RER ähnlichen Betrieb, der aus der Region kommt und in der Innenstadt unterirdisch geführt wird.
Wettbewerb mit anderen Schienenverkehrsangeboten ins Stadtzentrum
Andere Ziele als das Stadtzentrum
Anteil am gesamten Schienenverkehr, den TramTrain in einer Region erreichen kann
Vollständige Übernahme von Verkehren (Konversion) oder verbleibender Eisenbahn(passagier)verkehr (Mischbetrieb)
Im optimalen Fall ist die Herstellung einer Verbindung zwischen städtischer und regionaler Schieneninfrastruktur sehr einfach (und kostengünstig) und bietet Zugang zu einem großen regionalen Schienennetz, das in ein TramTrain-Netz integriert werden kann. Das entgegengesetzte Szenario wären hohe Investitionen für die Schaffung einer Verknüpfung aber nur wenige Netzanteile die TramTrain-seitig betrieben werden können.
Verhältnis von Neubauinfrastruktur im Vergleich mit dem erschließbaren regionalen Netz
Einige Agglomerationen könnten einen TramTrain-Bedarf haben, aber weniger im Hinblick auf den Zugang zum Stadtzentrum. Hier könnte eine tangentiale Verbindung von regionalen oder Vororts-Zentren helfen, die Nachfrage auf radialen Pendlerlinien und die Umsteigebelastung an zentralen Umsteigeknoten zu reduzieren.
Tangentiale Nachfrage
Straßenbahnähnliche Ergänzungen/Verlängerungen in Vororten oder regionalen Zentren sinnvoll und machbar
Zusätzliche Erschließungswirkung bei Nutzung tangentialer Infrastruktur
Die bestehende Umsteigequalität zwischen städtischen und regionalen Verkehrsangeboten ist ein weiteres Thema. Je schwieriger das Umsteigen an einem Hauptbahnhof, je mehr Fahrgäste würden von direkten Verbindungen oder einfacheren Umsteigevorgängen an straßenbahnähnlichen Haltestellen profitieren.
Bestehende/erreichbare Umsteigequalität zwischen Eisenbahn und Stadtverkehr
In einigen Fällen benötigen historische Straßenbahnverbindungen aus den Vororten viel Zeit um das Stadtzentrum zu erreichen und die Priorisierung und unabhängige Führung der Straßenbahn gestaltet sich schwierig. Dies würde lange, unattraktive Fahrzeiten für einen TramTrain-Verkehr bedeuten, der in einem solchen Vorort auf das Straßenbahnnetz übergeht. Wenn solche Rahmenbedingungen sich aber z.B. mit einem zentralgelegenen Bahnhof "treffen", könnte es eine Überlegung sein, "Schnellstraßenbahnen" einzuführen, die die schnellere Eisenbahn im Zulauf zum Stadtzentrum ab einem gewissen Punkt nützen.
Vergleich der existierenden/erreichbaren Fahrzeiten

4.6 Technische Fragestellungen

Die Erfahrung zeigt, daß nahezu alle technischen Problemstellungen eines TramTrain-Systems gelöst warden können; jedoch gibt es vorteilhaftere (einfachere) und kompliziertere (schwierigere) Bedingungen. Das Fehlen einer innerstädtischen Schieneninfrastruktur muß nicht zwangsläufig ein Nachteil sein, da diese Situation auf der anderen Seite größere planerische Freiheit gibt und insbesondere vollständig behindertengerechte Lösungen erleichtert.
Technische Parameter der bestehenden Straßenbahn
Metrobetrieb (Tunnelbetrieb)
Einfache oder schwierige (kostengünstige oder teure) Verbindung von Straßenbahn und Eisenbahn
Bezüglich der Eisenbahninfrastruktur ist es zunächst wichtig zu unterscheiden, ob elektrifizierte oder nichtelektrifizierte Strecken angebunden werden und wie das Verhältnis zwischen beiden Streckentypen ist um die Fahrzeugauswahl zu erleichtern (elektrisch/elektrisch, Diesel/elektrisch oder eine Mischung von beiden (Beispiel Kassel)). Bestimmte Typen innerstädtischer Eisenbahninfrastruktur können eine Tendenz zu TrainTram-Lösungen ergeben.
Elektrifizierte/nichtelektrifizierte regionale Eisenbahninfrastruktur
Mischbetrieb oder Konversion
Bestehende städtische Eisenbahn-Güterstrecken
Vollständig behindertengerechte Lösungen zu schaffen ist sowohl für ein TramTrain-System als auch für jedes andere Stadtbahnsystem eine wirkliche Erfolgsvoraussetzung für die Zukunft. Kompromisse wie in Karlsruhe werden in Zukunft kaum mehr akzeptabel sein.
Bahnsteighöhen der regionalen Eisenbahnstrecken
Behindertengerechtigkeit

4.7 Kosten und Kostenvergleiche

Die Beurteilung von unterschiedlichen Projektvarianten erfolgt international unterschiedlich wie auch die Inhalte von Nutzen-Kosten-Untersuchungen unterschiedlich sind. Der Vergleich unterschiedlicher Varianten ist z.B. in Deutschland nicht vorgeschrieben - normalerweise ist es ausreichend einen positiven Nutzen-Kosten-Quotienten der politisch gewünschten Variante nachzuweisen. Solche Vergleiche sind jedoch sehr wichtig und andernorts sogar obligatorisch.

Ein Vergleich der Nutzen und Kosten einer TramTrain-Lösung mit anderen Systemen, von denen einige dann wieder starker Umsteigevorgänge in Kauf nehmen müßten, ist insbesondere für die "regionaleren" Netzbestandteile eines TramTrain-Netzes dort nötig, wo die Schnittstelle bzw. der Übergang zum "normalen" Eisenbahnbetrieb erfolgt. Die Kosten/km einer TramTrain-Lösung sollten nicht nur mit den teureren Alternativen wie z.B. einer neuen Straßenbahn oder einer Metrolösung verglichen werden, sondern ebenso mit einem modernen Dieselbetrieb oder ggf. auch elektrischem Betrieb. Wenn es nachgewiesen werden kann, dass letztere schlechtere Ergebnisse liefern als TramTrain, wird die wirtschaftliche Machbarkeit eines TramTrain-Projekts und die politische Durchsetzbarkeit erheblich gestärkt. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis allein ist nicht entscheidend: 100 geteilt durch 50 ergibt das gleiche Ergebnis wie 10 geteilt durch 5, was bedeutet dass die Politik zu entscheiden hat, ob sie höheren Nutzen für höhere Kosten oder weniger Nutzen für geringere Kosten wünscht. Noch schwieriger wird diese Entscheidung, wenn eine Lösung z.B. 80% des Nutzens einer anderen Lösung für nur 50% der Kosten aufweist.
Vergleich unterschiedlicher Systemlösungen
Politische Entscheidung oder vergleichende Bewertung
Ausschreibungsfähigkeit einer TramTrain-Lösung

 

5. ANGEWANDTE KRITERIEN - DIE 50 THEMENFELDER [Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

Unsere Checkliste und die darin enthaltenen 50 Themenfelder (siehe vorangegangener Abschnitt und nachstehende Tabelle) erlauben es uns, existierende, geplante und potentielle TramTrain Städte/Regionen einer schnellen und vereinfachten Grobuntersuchung zu unterziehen ("quick and dirty" assessment).



Hierzu haben wir ein Bewertungsschema entwickelt (AAA, …, D) und dieses Schema auf die Themenfelder unserer Checkliste übertragen.



Um den Nutzen unserer Herangehensweise aufzuzeigen haben wir zunächst sechs deutsche Referenzstädte untersucht, die alle TramTrain realisiert haben, und dann sechs potentielle Anwendungsfälle gegenübergestellt: Antwerpen (Belgien), Groningen (Niederlande), Aidelaide (Australien), Lüttich (Belgien), Szeged (Ungarn) und Nizhniy Novgorod (Russland). Wir haben untersucht, wie eine positive oder negative Einzelbewertung zu einem der 50 Themenfelder die Gesamtbewertung beeinflusst. Es würde hier zuweit führen, diesen ganzen Prozess hier darzustellen, die beiden obenstehenden Tabellen zeigen das Resultat für die sieben Themengruppen.

Fall: Antwerpen (Belgien). Bewertung: A…BBB - Die bestehende Straßenbahn, die bereits in die Region expandiert (z.B. nach Zwijndrecht; siehe Bild), die geplante Nutzung bereits vorhandener Straßenbahntunnel und ernsthafte Ausbauüberlegungen auf regionaler Ebene sprechen durchaus für eine TramTrain-Lösung der nächsten Generation. Demgegenüber gibt es erhebliche technische und auch kulturelle Hindernisse im Bereich der Staatseisenbahn, die der Lösung bedürfen. Die Spurweite steht hier zuvorderst, da die bestehende Straßenbahn schmalspurig ist, während die Eisenbahn normalspurig ist. Dieser Unterschied müsste behoben werden, möglicherweise am einfachsten durch eine Dreischienengleislösung für alle relevanten Abschnitte des lokalen Straßenbahnnetzes. Ein wesentlich schwierigeres Problem ist das Fehlen jedweder Erfahrung mit TramTrain. Eine konserative Grundhaltung und politische Streitigkeiten innerhalb und außerhalb der belgischen Staatseisenbahnen haben die ernsthafte Beschäftigung mit TramTrain bisher verhindert.

Fall: Groningen (Niederlande). Bewertung: AA…A - Diese Stadt im Norden der Niederlande ist grundsätzlich ein gutes Beispiel einer TramTrain-Stadt. TramTrain war Gegenstand der Diskussion - im November 2002 waren Stadtbahnfahrzeuge auf dem Marktplatz der Stadt ausgestellt worden (siehe Bild). Der Planungsprozess hat sich jedoch in eine andere Richtung entwickelt. Das aktuelle Konzept sieht unabhängige, an einzelnen Knotenpunkten vernetzte Eisenbahn- und Busnetze vor. TramTrain bleibt jedoch ein interessanter Ansatz für die Zukunft.

Fall: Adelaide (Australien). Bewertung: A…BBB - Technische Ursprünge und TramTrain-Anwendungen waren bisher eine westeuropäische Angelegenheit. Vielleicht könnte aber Adelaide in Australien ein Beispiel außerhalb Europas sein. Wie die amerikanischen, so haben auch australische Stadtregionen einen anderen Maßstab als europäische Städte und ihre Regionen. Obwohl die Einwohnerzahl von Adelaide ziemlich vergleichbar ist mit mittelgroßen europäischen Städten, sind die Entfernungen innerhalb, wie auch die flächenmäßige Ausdehnung der Stadtregion größer. Die Stadt Adelaide hat 970000 Einwohner (Stadt und Region: 1,2 Millionen). Die Glenelg-Straßenbahn verbindet das Stadtzentrum mit dem Strand, aber die Endstation innerhalb des Stadtzentrums (Victoria Square) liegt wiederum in einiger Entfernung vom Hauptbahnhof (siehe Bild). Die Anwendung aller unserer Kriterien auf Adelaide zeigt, daß diese australische Stadtregion durchaus von TramTrain profitieren könnte. Vielleicht, da doch kulturelle, institutionelle und technische Rahmenbedingungen von denen Westeuropas sehr unterschiedlich sind. Und darüber hinaus, solch ein durchgängiger Betrieb würde hohe Investitionen erfordern aufgrund unterschiedlicher Spurweiten (Straßenbahn Normalspur, Eisenbahn Breitspur) und der ggf. erforderlichen Elektrifizierung der von Straßenbahnen genutzten Eisenbahnabschnitte.

Fall: Lüttich (Belgien). Bewertung: A…+ - Diese Stadt im wallonischen Teil Belgiens zeigt Übereinstimmung mit vielen Prinzipien in Bezug auf städtische und regionale Charakteristika, sozial und ökonomisch. Lüttich ist wirklich das Zentrum seiner Region; Lüttichs komplett neugestalteter Hauptbahnhof liegt nach wie vor abseits vom Stadtzentrum (keine vorhandene Straßenbahn, aber zwischen Bahnhof und Stadtzentrum existiert eine unabhängige Bustrasse, die auch für TramTrain verwendet werdet könnte, siehe Bild "TT"). Leider aber ermöglicht weder Größe noch Zustand der lokalen und regionalen Wirtschaft auf kürzere Sicht ein derartiges Großprojekt. Die Verbesserung des Busverkehrs mit einfachen Mitteln hat zunächst Priorität. Aber auf längere Sicht sollte man TramTrain hier als Lösungsansatz nicht vergessen.

Fall: Szeged (Ungarn). Bewertung: C…C+ - Wiederum eine wirkliche TramTrain-Stadt? Szeged in der Südost-Grenzregion von Ungarn: 170.000 Einwohner, eine normalspurige Straßenbahn und Eisenbahn, ein Hauptbahnhof in einiger Entfernung vom Stadtzentrum. Vielleicht eine eher unbekannte Stadt für viele von uns, die wohl noch nicht Gegenstand einer TramTrain-Studie war. Szeged also ein echter TramTrain-Kandidat? Nein, eher nicht, da wie in vielen anderen osteuropäischen Städten die lokale und regionale Wirtschaftskraft eher unzureichend ist. Nicht überzeugt? Bitte, ein Blick auf die heute vorhandene, heruntergekommene Straßenbahninfrastruktur genügt. Aber vielleicht könnte auf lange Sicht TramTrain eine mögliche Zukunft sein, wenn diese Straßenbahn einmal modernisiert wurde und nicht vielleicht sogar eingestellt! Die Trasse der Linie 1 (siehe Bild; blau dargestellt) könnte dann für TramTrain besonders interessant sein.

Fall: Nizhniy Novgorod (Russland). Bewertung: D…- - Diese russische Stadt, 600 Kilometer östlich von Moskau, ist eine echte, potentielle TramTrain-Stadt. Viele Merkmale würden die Einführung von TramTrain rechtfertigen, wie z.B. die sozioökonomische Bedeutung der Stadt für ihr Hinterland, der Abstand des bergseitig gelegenen Stadtzentrums zum Hauptbahnhof auf der anderen Seite des Flusses, eine bestehende Straßenbahn (siehe Bild) und einiges mehr. Wiederum jedoch muß die lokale und regionale Wirtschaftskraft und darüber hinaus die soziale Stabilität in Russland als nicht ausreichend angesehen werden. Hinzu kommt das völlige Fehlen einer ÖPNV-Kultur in diesen russischen Städten, die zur Stützung eines fortschrittlichen TramTrain-Systems aber einfach erforderlich wäre.

 

6. SCHLUSSFOLGERUNGEN [Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

TramTrain ist für eine ganze Zeit als die Wunderlösung für den regionalen Schienenverkehr angesehen worden.

Die Zahl der realisierten Projekte ist jedoch eher gering und eine ganze Reihe der Projekte, die über die erste Machbarkeitsstudie hinauskamen, haben sich in eine andere Richtung entwickelt. Selbst in Deutschland mit einem aufgrund der vorhandenen regulatorischen und politischen Strukturen als sehr unterstützend einzustufenden Klima war der Fortschritt insgesamt sehr viel langsamer als man es hätte erwarten mögen.

Die "eine" Erklärung hierfür gibt es nicht, aber ein eingehender Blick hinter das Karlsruher Mythos liefert bereits einige Hinweise. Der Blick auf die Gründe des "Nicht-Fortschritts" anderer Projekte hilft ebenfalls zu verstehen.

Kurz gesagt: TramTrain ist weder billig noch einfach.

Grundsatzplanung ("Master planning") ist notwendig, um von Beginn an ein langfristiges (endgültiges) Systemschema zu entwickeln, in dem die Rollen unterschiedlicher Verkehrssysteme im Gesamtsystem festgelegt werden und damit auch die stadtplanerischen Auswirkungen identifiziert werden können. Ebenso ist ein seriöser Umgang mit den Kompromissen notwendig, die ein Mischbetriebssystem erfordern kann, insbesondere wenn eine bestehende, innerstädtische Straßenbahn zu integrieren ist. Wegen der Komplexität der Projektstrukturen sind unterstützende politische und regulatorische Strukturen eher noch wichtiger.

Es mag auch Grenzen für den regionalen Einsatzradius eines TramTrain-Systems geben - der vielleicht am ehesten im Bereich von 25-40km Radius um eine Stadt liegen wird. Selbst wenn der Grundgedanke umsteigefreier Verkehrsangebote in Stadtzentren hinein uneingeschränkt positive besetzt bleibt, sollte das Umsteigen andererseits nicht zu dogmatisch gesehen und mit einer "Vermeide jedes Umsteigen" Politik verteufelt werden. Ein integriertes regionales Verkehrssystem mit gut definierten "Aktivitätsgebieten" für unterschiedliche ÖPNV- und SPNV-Angebote wird immer Umsteigevorgänge enthalten und kann trotzdem sehr attraktiv sein.

Fahrzeugdesign ist ein weiterer Gesichtspunkt, woe s gilt, das richtige Verhältnis zwischen einer konservativen "Zuverlässigkeits-" und einer progressiven "Design ist alles-"Politik. Trotz aller technischen Extra-Anforderungen eines TramTrain-Fahrzeugs - es wird einfach nicht möglich sein, ein "häßliches Entchen" neben der normalen, attraktiven Straßenbahn zu betreiben. Dies ist ganz deutlich eines der Probleme, die in Frankreich deutlich geworden sind, wo die meisten neuaufgebauten Systeme auf einem sehr hohen Designniveau entwickelt wurden, das man mit einem später folgenden TramTrain-System nicht unterschreiten oder reduzieren wollte.

Die Dimensionen von TramTrain-Fahrzeugen sind ebenfalls ein (weniger offen zu Tage tretendes) Designmerkmal, da viele (alte und neue) Straßenbahnsysteme wenig Spielraum für Bahnsteiglängen und/oder Fahrzeugbreiten bieten. Andererseits hängt die wirtschaftliche Umsetzbarkeit einer TramTrain-Lösung in vielen Fällen von dem vollständigen Ersatz bisheriger Eisenbahnverkehrsleistungen ab, was wiederum bedeutet, daß eine hohe Kapazität erforderlich ist, die wiederum längere und breitere Fahrzeuge und auch Zugverbände erfordert. Dies ist oftmals ein wirklicher Widerspruch der Anforderungen.

Wenn der für TramTrain erreichbare Verkehrsanteil am Gesamtverkehr einer Region eher gering ist, muß die Sinnhaftigkeit einer derart komplexen Lösung eher kritisch gesehen werden (TrainTram könnte jedoch eine Alternative darstellen).

Eine weitere Lehre ist das Vermeiden einer "ein System mit einem Verkehrsangebot und einem Fahrzeug" Politik. Wie Kassel jetzt zeigt, ist es möglich, sowohl elektrisch/elektrische TramTrain-Fahrzeuge als auch dieselelektrische Fahrzeuge (Dieseltrams) zu verwenden und sie entsprechend der infrastrukturellen Gegebenheiten und Anforderungen einzusetzen. Dies nimmt auch ganz erheblich finanziellen Druck von ländlichen, nicht-elektrifizierten Eisenbahnstrecken ohne die Attraktivität des neuen Verkehrsangebots zu reduzieren. Eine Reihe der früheren TramTrain-Studien hatte bereits die Sinnhaftigkeit dieser neuen Technologie nachgewiesen. Die Chemnitzer Citybahn zeigt eine intelligente Symbiose elektrischen Stadtbahnbetriebs und attraktivierten Dieselbetriebs innerhalb einer Betreibergesellschaft. Flexibilität ist empfohlen!

Es wäre zu einfach anzunehmen, daß die Nutzung zweier bestehender Netze automatisch eine kostengünstige Kombination darstellt. Die hauptsächlichen Kostenfaktoren sind wohl die Elektrifizierung von Regionalstrecken, Sicherheits- und Signaltechnik, die physische Verbindung der Infrastrukturen oder sogar die Schaffung einer vollständig neuen innerstädtischen Straßenbahninfrastruktur und die notwendigen Anpassungen der bestehenden Netze (was sich wie in Karlsruhe im Extrem als innerstädtische Tunnelstrecke entpuppen kann).

Projekte der zweiten Generation wie Kassel, Nordhausen, Chemnitz oder Zwickau bedeuten einen wichtigen Innovationsschub für die TramTrain-Idee indem sie die originale Karlsruher Lösung anpassten und erweiterten. Dies wird Raum für weitere Projektansätze geben aber auch die Überprüfung älterer Überlegungen zulassen. Die ideale TramTrain-Stadt zu finden ist zumindest etwas einfacher geworden.

Die 50 TramTrain-Basisthemen, die in diesem Aufsatz entwickelt wurden, werden es hoffentlich erlauben, künftige TramTrain-Diskussionen zu beschleunigen und eine frühzeitige Kursaufnahme in die richtige Richtung erleichtern.





Nordhausen: als Projekt der zweiten Generation ein wesentlicher Innovationsschritt für TramTrain.



REFERENZEN
[Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

Bijl, R. A. J. van der (1998) Leicht durch Stadt und Landschaft - Light Rail - a convenient means of regional and city transport. Topos, 24, 23-31.

Bijl, R. A. J. van der (1998) Light rail in Nederland: veel praten, weinig doen. Stadtbahn-project in Karlsruhe geniet aandacht, maar nog geen navolging. Blauwe Kamer, 1, 24-35.

Bijl, R. A. J. van der (2003) Light rail & regionale planning. Portland (OR): voorbeeld van 'transport oriented development' Hugo Priemus, Robert Kloosterman & Willem Korthals Altes (ed.), ICES, Stad & Infrastructuur. Koninklijke Van Gorcum, Assen 2003, 67-74.

Griffin, T., Kühn, A. (1996) Shared track scheme now gaining wide acceptance (1996) Passenger Rail Management, 11

CrossRail - outlining the standard for the future European Tram-Train (2000-2001) Reports, RD.10843, EU DG Tren, Brussels.

Ludwig, D., Kuehn, A. (1995) Das Karlsruher Modell und seine Übertragbarkeit. Der Nahverkehr, 10, 12-22

Numéro Spécial PERIURBAIN (2001) Revue Générale des Chemins de Fer, 12, 3-86.

Phraner, S. David, Roberts, Richard et al (1999) Joint operation of Light Rail Transit or Diesel Multiple Unit Vehicles with Railroads, TCRP Report 52, Transportation Research Board, Washington D.C.

 

DIE AUTOREN [Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

Dr. Rob van der Bijl (Amsterdam, Niederlande) ist Stadtplaner und Begründer von www.lightrail.nl. Seit 1997 war er mit Untersuchungen und Projekten zum Thema TramTrain in Holland und anderen europäischen Ländern befasst gewesen. Er dokumentiert Systeme, Projekte und deren Merkmale auf seiner Webseite 'Light Rail Atlas'.

Dipl.-Ing. Axel Kuehn (Karlsruhe, Deutschland) ist von Hause aus Bauingenieur und war an den Karlsruher TramTrain-Entwicklungen von Anfang an beteiligt. Seit 1993 war er in eine Vielzahl von TramTrain-Projekten in ganz Europa als Berater beteiligt.

Diese Webseite basiert auf einem Aufsatz, den wir auf der European Transport Conference (ETC 2004) in Strasbourg, 4.-6. Oktober 2004 für die Association for European Transport präsentiert haben.

 

 

 

BERATUNG & NEUE FÄLLE [Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

Die Autoren dieser Webseite stehen selbstverständlich auch für Beratungsleistungen in diesem Umfeld zur Verfügung, sei es mit zusätzlichen Hinweisen zu “Best practice”, Machbarkeitsstudien oder Studienfahrten zu relevanten Projekten. Im Wissen um die volle Bandbreite der Möglichkeiten und nicht voreingenommen in irgendeiner Richtung sind wir in der Lage unsere Kunden sowohl in frühen Projektphasen zu beraten, wenn die Frage noch mehr ist, was man überhaupt tun soll, als auch in späteren Phasen, wenn die großen Beratungsunternehmen „auf der Bühne stehen“ eine kontextbezogene/inhaltliche Qualitätskontrolle zu gewährleisten und „zweite Meinungen“ zu liefern.

Die von Kuehn & Van der Bijl entwickelte „50 TramTrain-Themen“-Herangehensweise ist im Übrigen auch für regionale SPNV-Projekte mit geringen Modifikationen anwendbar und nützlich. Diese breite Herangehensweise erlaubt insbesondere in frühen Projektphasen eine umfassende Gesamtschau, stellt sicher, dass alle denkbaren Möglichkeiten einbezogen und verglichen werden und ist ein ausgezeichnetes Werkzeug für eine saubere und offene Diskussion. Es ist definitiv nicht die „Ich kenne schon die Lösung – lasst mich noch den Bericht schreiben“-Methode.

Unter 'www.lightrail.nl/TramTrain' finden Sie eine Reihe von Projekten, für die diese Methode bereits erfolgreich angewandt wurde. Wir hoffen bald auch hier über erste Anwendungen in der regionalen SPNV-Welt berichten zu können.

Unterschätzen Sie auch nicht die Bedeutung gut organisierter und geführter Studienreisen! Dies ist ein sehr gutes Werkzeug zum besseren Verstehen Ihrer Möglichkeiten – und vermeiden Sie es nur das (sogenannte) „Mekka“ zu besuchen, versuchen Sie mehrere Projekte im Vergleich zu sehen. Ein unabhängiger „Reiseführer“ mit Erfahrung ist sehr nützlich um auch einen Blick hinter die offiziellen „Hallelujahs“ zu bekommen. Schauen Sie einmal unter www.lightrail.nl/studytours (nur in Englisch!).



Die Stichstrecke nach Veendam könnte Teil eines künftigen TramTrain-Netzes in der Region Groningen werden.

Groningen
Rob van der Bijl und Axel Kuehn wurden von der Provinz Groningen (Niederlande) beauftragt die Möglichkeiten und Potentiale einer „RegioTram“ zu untersuchen. Das Projekt ist eng verknüpft mit den Groninger Überlegungen zum Bau einer Straßenbahn, mit denen Rob van der Bijl ebenfalls befasst ist. Im Sommer 2006 haben van der Bijl und Kuehn ihren auf der bekannten Methode der „50 TramTrain-Themen“ basierenden Abschlussbericht vorgelegt. Die Ergebnisse unserer Untersuchungen sind derzeit in der Beschlussfassung zum weiteren Vorgehen. Weitere Neuigkeiten in Kürze!



Skien, Stadtzentrum

Grenland
Das Beraterteam Kuehn und van der Bijl ist im August 2005 vom "Landkreis" Telemark beauftragt worden, das Stadtbahnkonzept Grenland mit Hilfe der "50 issues"-Methode zu bewerten. Es handelt sich hierbei jetzt um die dritte Anwendung dieser Methode in weniger als einem Jahr, alle Projekte in Skandinavien. "Stadtbahn Grenland" (Grenland Bybane) ist eines der vielen Konzepte, die Mitte der 90er Jahre, den Boomjahren der TramTrain-Studien, entwickelt wurden. Das Konzept sah vor, den Passagierbetrieb, den der Landkreis Telemark auf der Bratsbergbahn (Porsgrunn-Skien-Notodden) am Leben erhalten hatte, auf andere bestehende Bahnstrecken der Region auszudehnen. Weiterhin war es vorgesehen, neben der Einrichtung neuer und weiterer Haltestellen, mit modernem Fahrzeugmaterial auch die Durchfahrung der Stadtzentren von Skien und Porsgrunn zu ermöglichen. Das Projekt wurde jetzt kürzlich wieder "aus der Schublade geholt" und Verwaltung und Politiker aus Telemark haben sich auf einer Studienfahrt, die von Kuehn geführt wurde, über Lösungen der "2. Generation" informiert. Die jetzt beauftragte Projektbeurteilung soll jedoch nicht nur ein Rating-Ergebnis liefern, sondern auch Hinweise für die Gestaltung der nächsten Projektschritte liefern. Die Erfahrung mit den beiden ersten Projekten (Oslo, Aarhus) zeigt sehr deutlich, dass die strukturierte Herangehensweise ausgesprochen nützlich ist, um alle relevanten Fragestellungen komplexer TramTrain-Projekte zu beleuchten - sowohl für Projekte in einer sehr frühen (Entstehungs-)Phase als auch für kontroverse Projekte, die der Mediation bedürfen, um sie wieder in Gang zu bringen.



Aarhus, Luftansicht des Stadtzentrums und der 'waterfront'

Aarhus
Unsere zweite Beauftragung in Sachen “50 issues” befasst sich mit der dänischen Stadt Aarhus. Die Arbeit an einer Überprüfung der TramTrain-Pläne von Aarhus begann im Juni 2005 und die Studie wurde Anfang September abgeliefert. Ergebnisse werden während oder kurz nach der HiTrans Konferenz in Aarhus (22-23.09.2005) öffentlich gemacht werden. Zum Hintergrund: Die Stadt Aarhus und Aarhus Sporveje, der ÖPNV-Betreiber von Aarhus, beauftragten Ende der neunziger Jahre eine Studie bezüglich der Wiedereinführung der Straßenbahn in Aarhus. Dieses Projekt war in erster Linie ein Straßenbahnprojekt nach Muster der neuen französischen Straßenbahnsysteme und obwohl eine Verknüpfung mit den regionalen Eisenbahnstrecken nach Odder und Grenaa vorgesehen war, war dies eher Bestandteil späterer Projektphasen. Als ein Ergebnis des HiTrans-Projektes, in dem Aarhus Amt (der „Landkreis“) ein Partner ist, und früherer Beratungsleistungen seitens Kuehn und van der Bijl im Jahr 2004 (u.a. auch eine Studienfahrt), hatte sich die Orientierung zuletzt etwas verschoben und Stadt und Landkreis formulierten im Mai 2005 eine neue Vision für eine Stadtbahn in der Region Aarhus. Mit dieser Vision ist das Projekt nun ein TramTrain-Projekt von Beginn an. Eine der wesentlichsten Änderungen ist die Einbeziehung der vorhandenen Bahnstrecke entlang des alten Hafens und deren Kombination mit der Um- und Neugestaltung des Hafengeländes. Dies erlaubt eine wesentliche Reduzierung neuer „Straßenbahninfrastruktur“ und erhöht die Realisierungsfähigkeit des Projektes, nicht zuletzt auch dadurch, das es jetzt ein regionales Projekt ist und nicht nur eine „städtische Straßenbahn“. Schauen Sie sich die „Aarhus Vision“ auf der Webseite von Aarhus Sporveje unter http://www.sporveje.dk/forside/vision.pdf (in Dänisch) einmal an.



Oslo: Oslopakke 2

Oslo
Kürzlich abgeschlossen wurde unsere Studie zu Oslo. Mit Hilfe unserer '50 issues' Vorgehensweise gelang es, die TramTrain-Eignung nachzuweisen und Hinweise zu geben, wie ein derartiges Projekt unter den Oslo-er Rahmenbedingungen am erfolgversprechendsten anzugehen wäre. Auch hierzu demnächst mehr Informationen. Bitte nutzen Sie diesen link... oder laden Sie den Studienbericht (Achtung: 36 MB!!) hier... herunter.



TRAMTRAIN WORKSHOP WÄHREND HITRANS-KONFERENZ – Als Teil des Programms der HiTrans-Konferenz in Aarhus vom 22-23. September 2005 wurde von den Autoren ein sehr erfolgreicher Workshop mit 80 Teilnehmern (!) durchgeführt, der sich der Beurteilung der TramTrain-Eignung in frühen Projektphasen widmete (www.hitrans.org/conference). Die Konzentration lag auf den „50 TramTrain-Themen“ und der Nutzung der Methode für einen Vergleich unterschiedlicher Projekte dieses Genres. Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit Oslo, Skien-Porsgrunn (beide Norwegen) und Aarhus (Dänemark) zum einen mit den beiden TramTrain/TrainTram-Archetypen Karlsruhe und Zwickau zu vergleichen, zum anderen aber auch eigene Resultate für die RijnGouweLijn Leiden-Alphen-Gouda (Niederlande) und die RiverLine Camden-Trenton (USA) zu ermitteln. Wir beabsichtigen in Kürze hier auch die Workshopergebnisse zu präsentieren.

WORKSHOPS IN ZWICKAU UND LUZERN - Axel Kuehn und Rob van der Bijl haben ihre 50 Themen-Methode zur Beurteilung von TramTrain-Projekten entwickelt und auch mehrfach erfolgreich angewandt. Zwischenzeitlich wurde die Methode weiter verfeinert und erweitert, um auch moderne, regionale Eisenbahnprojekte des Regiorail-Spektrums (siehe www.lightrail.nl/RegioRail, die ja sehr oft ähnliche Qualitäten und Rahmenbedingungen aufweisen, mit der Methode beurteilen zu können, sei es als eine Alternative zu TramTrain oder als ein existierendes, zugrundezulegendes Angebot.

Im Verlaufe des Jahres 2006 veranstalten Axel Kuehn und Rob van der Bijl jetzt zwei spezifische TT-Workshops „vor Ort“, von denen der erste in Zwickau, der andere in Luzern/Schweiz stattfindet. Der Workshop in Zwickau war zunächst auf den 11-12. Mai terminiert, musste aber wegen Terminüberschneidungen verschoben werden und findet jetzt am 15.-16. Juni statt. Die Veranstaltung in Luzern ist für den 14.-15. September 2006 terminiert. Die gewählten Veranstaltungsorte repräsentieren aber durchaus auch das erweiterte Spektrum über TramTrain hinaus.

Die Teilnehmer werden im Rahmen der Workshops Gelegenheit haben, eine Auswahl der „50 Themen“ detailliert zu betrachten und die vor Ort jeweils gewählten Herangehensweisen mit anderen vorhandenen oder denkbaren Lösungen zu vergleichen. Die Workshops kombinieren dabei Merkmale von Studienfahrten, Vorträgen und Workshops in einer sehr spannenden Art und Weise.

 

AKTUELLES [Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

April-November 2006 - Drei neue “Conversion Style” TramTrain-Projekte

Oben: Toyama "Portram" im Bereich des neuen Streckenabschnitts nördlich des Bahnhofs von Toyama .
Links: HTM’s Alstom Citadis im Zentrum von Zoetermeer.
Rechts: Siemens TramTrain-Fahrzeug der SNCF in den Pariser Vororten.


Das Jahr 2006 war Zeuge von drei neuen TT-Projekten, die aber alle keinen Mischbetrieb Straßenbahn/Eisenbahn aufweisen, sondern mehr Konversionsprojekte darstellen. In Japan ging "Portram" im April in Betrieb. Diese nutzt die ehemalige Hafenbahn von Toyama und wird von der Japan Railway Group betrieben. In Kürze wird die Linie auch mit dem bestehenden Innenstadtnetz der Straßenbahn verbunden werden.
In Holland wurden die ersten Abschnitte der "RandstadRail" im Oktober und November eröffnet. Das Straßenbahnnetz von Den Haag wird damit nach Zoetermeer verlängert, wobei die TramTrain-Fahrzeuge die ehemalige Eisenbahninfrastruktur benutzen. HTM ist der Betreiber. Eine Besonderheit ist dabei ein “Mischbetriebsabschnitt” auf der ehemaligen Eisenbahnstrecke zwischen Rotterdam-Hofplein und dem Hauptbahnhof von Den Haag, der sowohl von den Den Haager TramTrains als auch dem neuen Rotterdamer Stadtbahn/Metro-Angebot, betrieben von RET, genutzt wird.
In Frankreich eröffnete schließlich "T4" den Betrieb im November zwischen Aulnay-sous-Bois und Bondy in den Pariser „banlieus“. Dieser erste französische “TramTrain” (auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke ohne Mischbetrieb!) wird von der SNCF betrieben, während alle anderen Straßenbahnen in Paris (T1, T2 und die brandneue T3) von der RATP betrieben werden.

September 2006 - Brüssel-Aalst – TramTrain-Entwicklungen in Belgien

Die Brüsseler Beratungsfirma STRATEC hat sich gemeinsam mit Axel Kuehn für eine kürzliche Ausschreibung beworben und ist jetzt mit der Studie beauftragt worden. Axel Kuehn, der auch bereits an dem CROSSRAIL-Projekt maßgeblich beteiligt war, erfuhr eine Art “deja-vu” Erlebnis auf seiner ersten Ortsbesichtigung, da doch einige CROSSRAIL-Gedanken jetzt in eine weitere Überlegungsphase eingehen. Eine dieser Ideen ist es seine Verbindung durch das “Tour & Taxis” Entwicklungsgebiet zu schaffen, das im Bild oben zu sehen ist.

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Es gibt positive Nachrichten bezüglich TramTrain in Belgien! Als im Jahr 2000 erste TramTrain-Ideen für Brüssel im Rahmen des EU-Projekts CROSSRAIL diskutiert wurden, waren diese noch ohne wirkliche Rückendeckung von offizieller Seite. Und als 2004 die Autoren dieser Webseite ihre Veröffentlichung zum Thema “TramTrain-die zweite Generation” schrieben, wurden die institutionellen Rahmenbedingungen in Belgien noch als „nicht sehr viel versprechend“ gesehen.

Jedoch, parallel zur Reorganisation der Eisenbahn und der Trennung von Netz (INFRABEL) und Betrieb (SNCB), gab es weitere Initiativen, die zu einer veränderten Strategie und Herangehensweise führten. Erste interne SNCB-Studien befassten sich mit den eher allgemeineren Aspekten eines TramTrain-Einsatzes für Belgien und es wurde entschieden mehrere Fallstudien für den wallonischen und flämischen Landesteil sowie für die Region Brüssel voranzutreiben. Hierzu ist festzustellen, dass nicht alle diese Studien sich mit echtem TramTrain-Verkehr befassen – da man gewissermaßen die niederländische Terminologie „LightTrain“ übernommen hat, soll heißen, einige der Vorhaben sind mehr regionale Eisenbahnkonzepte mit modernem Rollmaterial. „LightTrain” ist im Prinzip (z.B. aus deutscher Sichtweise) nichts anderes al seine zeitgemäße Form des Eisenbahn-Regionalverkehrs, wie wir sie auf unserer RegioRail-Seite präsentieren, wobei aber außer Zwickau alle dort vorgestellten Anwendungsfälle vollwertige Eisenbahnsysteme sind, die fast vollständig den UIC-Normen entsprechen.

STIB, der ÖPNV-Betreiber in Brüssel, ist jetzt verantwortlich für die Fallstudie in der Region Brüssel, die den Eisenbahn-Korridor von Aalst nach Brüssel (L.50) mit Ziel CCN (Centre de Communication Nord), durch Brüssel auf bestehender oder neu zu erstellender Straßenbahninfrastruktur und zurück auf die Eisenbahn im Osten (L.26) in Richtung Etterbeek zum Gegenstand hat. Dies ist also echter TramTrain!

Ein Projekt, das sicher eine Herausforderung darstellt – wir werden hier weiter darüber informieren, sobald erste Ergebnisse vom Kunden bzw. der Begleitgruppe freigegeben werden.

 


Regensburg

Juni 2006 - TramTrain im historischen Regensburg – eine echte Herausforderung

Die deutsche Stadt Regensburg an der Donau, in Bayern, mit einer Stadtbevölkerung von 128.000 und von etwa 200.000 in der Agglomeration, untersucht derzeit die Möglichkeit eines regionales Stadtbahnsystems, das auch die Nutzung von Eisenbahninfrastruktur einschließt.
Erste Überlegungen in dieser Richtung wurden zuletzt schon einmal in der ersten Hälfte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts angestellt, aber eine damalige Studie konnte weder die Schaffung einer innerstädtischen Straßenbahn noch eine regionale TramTrain-Lösung empfehlen. Neben der Nachfragesituation spielten hierbei auch die Straßen- und Verkehrsverhältnisse in der historischen Innenstadt eine wichtige Rolle.
Eine 2005 fertiggestellte Verkehrsuntersuchung Großraum Regensburg bildet jetzt die Basis, die Überlegungen wieder aufzunehmen - siehe hier...

Die nächsten Schritte sind jetzt eine Konzeptstudie zur regionalen Stadtbahn und die mögliche Integration des Projekts in den regionalen Nahverkehrsplan. Axel Kuehn wurde jetzt von der Stadt Regensburg als externer Berater für die Konzeptstudie hinzugezogen, insbesondere auch im Hinblick auf die technische Machbarkeit von angedachten Streckenführungen im Hinblick auf die örtlichen Rahmenbedingungen eines mittelalterlichen Stadtkerns.


Alicante, El Campello, Juni 2005

Mai 2006 - TrenTranvia: TramTrain auf Spanisch

TramTrain, der Mischbetrieb Stadtbahn/Eisenbahn wird in Spanien als TrenTranvia bezwichnet, wörtlich übersetzt also eher als TrainTram, einen Begriff, den wir ansonsten ja per Definition anders verwenden. Das Alicante-Denia “TrenTranvia”-Projekt ist bereits seit einiger Zeit bekannt, siehe dazu untenstehend eine Skizze des Fahrzeugs, das dafür in Kürze ausgeliefert wird. Wenn hier von ALSTOM die Rede ist, führt das automatisch zur Frage, ob es sich hier um ein weiteres Kind der RegioCitadis TramTrain-Familie handelt, die ja in Kassel für die RegioTram aktiv? Die Antwort ist ein klares Nein! Dieses Fahrzeug ist ein echtes “Lokalprodukt”, das aus den VOSSLOH-Werkhallen in Valencia stammt. Diese Fertigungsanlage gehörte bis 2004 zum ALSTOM-Konzern und hat in den vergangenen Jahren u.a. einen Großteil der Stadtbahn und Metro-Fahrzeuge, die in der Region Valencia eingesetzt warden, geliefert.

Dieses meterspurige Fahrzeug wird unter 1500V und 750V Gleichstrom betrieben, was man im Prinzip als „niederländische TramTrain-Bedingungen“ bezeichnen könnte. Das Fahrzeug ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 110km/h im Eisenbahnbereich ausgelegt, also etwas mehr als alle bisherigen TramTrain-Fahrzeuge. Es wird nur teilweise niederflurig sein und über den Drehgestellen auch hochflurige Passagierbereiche aufweisen.

Ein zweites TramTrain-Projekt in Spanien ist jetzt in der Region Cadiz im Entstehen, also ganz im Süden Spaniens! Es beinhaltet die Verbindung der beiden Kleinstädte Chiclana und San Fernando mit Cadiz. Ein Teil des Projektes ist eine klassische Straßenbahn (Chiclana-San Fernando), während die Verlängerung nach Cadiz Mischbetrieb Stadtbahn/Eisenbahn auf ADIF-Infrastruktur bedeutet.

Axel Kuehn und Rob van der Bijl sind Mitglieder des Projektteams von Ardanuy Ingenieria S.A., die vor einigen Wochen von GIASA mit einer Studie zur Vertiefung technischer Fragestellungen im Bereich Signalisierung, Kommunikation, Fahrzeuge und Systemschnittstellen zwischen Stadtbahn und Eisenbahn beauftragt wurde. Axel Kuehn ist derzeit mit einer Fahrzeugstudie befasst, die einen Beitrag zur vorläufigen Spezifikation der künftigen TramTrain-Fahrzeuge liefert. Sie können sicher sein, hier in Zukunft noch mehr zu diesem Projekt zu lesen.

 


Kassel, März 2006

Mai 2006 - RegioTram auf Besuch in Schweden

Seit einigen Jahren bereits untersucht das Forschungsinstitut des schwedischen Staates VTI die Einsatzmöglichkeiten für TramTrain-Betrieb in Schweden. Im Rahmen des so genannten DUOSPårVAG-Projekts wurde u.a. ein Testbetrieb in der Region Östergötland, wo Norrköping und Linköping die regionalen Zentren darstellen, untersucht und vorbereitet. Mehr Informationen dazu finden Sie unter www.vti.se/duo.

Am 25. April 2006 wurde ein RegioCitadis des Dieseltram-Typs aus Kassel in einem Sonderzug nach Kiel überführt und dann per Fähre weiter nach Trelleborg gebracht. Das Fahrzeug dient als ein Demonstrationsfahrzeug im Rahmen von zwei Seminarveranstaltungen, die VTI gemeinsam mit ALSTOM Schweden durchführt.

Die erste der Veranstaltungen findet am 10. Mai in Åtvidaberg statt und beinhalten den Transfer der Gäste von Linköping nach Åtvidaberg mit der REGIO TRAM, die zweite Veranstaltung ist für den 18. Mai angesetzt und auch hier erfolgt der Transfer von/nach Linköping mit dem „deutschen Gast“!

Axel Kuehn, der an den allerersten Machbarkeitsstudien für den TramTrain-Korridor Norrköping-Linköping Mitte der 90er Jahre selbst beteiligt war, freut sich über die Fortschritte, die da gemacht wurden. Und letztlich stellte auch die Verschiebung des in Eigenregie veranstalteten TramTrain-Workshops in Zwickau (ursprünglich auf den 11-12. Mai terminiert!) auf ein Juni-Datum (workshops2006...), um nicht in Konkurrenz zu den schwedischen Veranstaltungen zu stehen, kein Problem dar!



Mulhouse centre, October 2005

Februar 2006 – Mulhouse (Frankreich): Entscheidung für Avanto

Bald wird Mulhouse seine neue, innerstädtische Straßenbahn in Betrieb nehmen. Ein Teil der Strecke im Zentrum wird auch von regionalen TramTrain-Fahrzeugen genutzt werden.


Foto: (C) Lightrail.nl/Harry Hondius, Wildenrath, 29. April 2005

Mulhouse (Region Elsaß) hat jetzt den Kauf des Siemens Avanto für 4,4 Mio.€ pro Fahrzeug beschlossen. Diese Entscheidung bedeutet in gewissem Sinne die Rettung der TramTrain-Idee in Frankreich. Dies insbesondere, da der TramTrain von Mulhouse den ersten wirklichen Mischbetrieb Stadtbahn/Eisenbahn beinhaltet, während das ansonsten erste Projekt dieser Art in Frankreich, Aulnay-Bondy (Großraum Paris), eher als Konversionsprojekt zu sehen ist. Mittlerweise ist klar, dass Siemens die Ausschreibung in Mulhouse gewonnen hat. Der sehr hohe Preis (Fahrzeuge in Karlsruhe und Kassel lagen bisher bei ca. 2,8-3,0 Mio. € lässt vermuten, dass die Konkurrenzprodukte, insbesondere der RegioCitadis von Alstom, hier jetzt auch nicht günstiger lagen!? Interessant: Der französische Alstom-Konzern verkauft sein Produkt in Deutschland (und den Niederlanden), während der deutsche SIEMENS-Konzern in Frankreich jetzt das zweite Mal erfolgreich war. Angesichts der RegioCitadis-Produktion im deutschen Salzgitter kann man es aber auch so sehen, dass der TramTrain-Fahrzeugmarkt trotz aller Konzernverwischungen immer noch stark vom Geburtsland Deutschland geprägt ist!


Quelle: Internet/Eckart Sternol; www.railfaneurope.net

Januar 2006 – Most: ein sehr interessantes TramTrain-Projekt

Most ist eine Stadt mit 68000 Einwohnern in Nordböhmen/Tschechien in direkter Nachbarschaft zu Litvinow mit 30000 Einwohnern. Beide Städte sind durch eine normalspurige Überlandstraßenbahn verbunden. Die Straßenbahn benutzt moderne SKODA-Niederflurfahrzeuge (siehe Foto, sehr ähnlich/identisch zu den Fahrzeugen, die auch von den Straßenbahnen in Portland und Tacoma in den Vereinigten Staaten genutzt werden, siehe: www.lightrail.nl/cascadia (nur Niederländisch) & Light Rail Atlas (Englisch).


Quelle: Internet/Tschechische Eisenbahn www.cd.cz

Diskussionen über ein mögliches TramTrain-Projekt haben aktuell begonnen. Dieses würde die Stadt Žatec (20000 Einwohner) mit der Straßenbahn in Most-Litvinov verbinden und dabei sowohl die Nutzung vorhandener Eisenbahninfrastruktur als auch die Verlängerung der Straßenbahn im Süden von Most beinhalten.

Die Stadt Most, in deutschen Tagen Brüx, war bis 1945 der Endpunkt einer Eisenbahnlinie, die von Freiberg in Sachsen über Holzhau und Moldau (heute Moldava) nach Most führte. Beiderseits der Grenze sind die Reststrecken auch heute noch in Betrieb, in Sachsen wurde die Strecke Freiberg-Holzhau nach einer umfassenden Überholung der Infrastruktur im Jahre 2000 als private Eisenbahn wiedereröffnet, nachdem die DB im gleichen Jahr den Betrieb eingestellt hatte (siehe www.freiberger-eisenbahn.de). Mit gerade einmal 650 Fahrgästen am Tag ist sie auch ein Beispiel für das untere Ende der Möglichkeiten schienengebundenen Regionalverkehrs – vielleicht eine Motivation für alle, die denken, dass man immer und überall Tausende von Fahrgästen benötigt, um etwas zu tun! Es hängt eben immer von den Umständen ab!!.


Quelle: Internet/Heiko Vogler; www.freiberger-eisenbahn.de/

Als Teil der Diskussionen über ein Regiotram-Projekt in der Region Most wird auch die Wiedererstellung des 8.7km langen, fehlenden Gleises zwischen Holzhau und Moldava diskutiert – zur Zeit wird die Trasse im Winter als Skilanglauf-Loipe in dieser sehr touristischen Gegend verwendet.

Most ist eines von derzeit zwei TramTrain-Projekten, die in Tschechien in der Diskussion sind – das Projekt in Liberec ist dabei das bekanntere, das auch auf einer eigenen Internetseite unter www.regiotram-nisa.cz ausführlich beschrieben ist, darüber hinaus wurde über das Projekt auch im Light Rail Atlas berichtet.

Was macht das Projekt in Most so interessant? Zunächst einmal ist es ein gutes Beispiel für (Überland-)Straßenbahnen in kleineren Städten, etwas immer noch „normales“ in Städten des ehemaligen Osteuropas und zum anderen zeigt es, dass unter günstigen Rahmenbedingungen, beim Vorhandensein bestehender Infrastruktur und unterstützenden Faktoren im Bereich der Flächennutzung und Siedlungsentwicklung solche „überlebenden“ Straßenbahnen sogar interessante Möglichkeiten für Erweiterungen, in diesem Fall in einem TramTrain-Szenario bieten. Das benachbarte Beispiel für regionalen SPNV auf der Strecke Freiberg-Holzhau zeigt jedoch auch, wie nahe Merkmale einer Überlandstraßenbahn, von TramTrain und RegioRail sich sind oder kommen können. Es wird interessant sein, den weiteren Projektfortschritt hier zu beobachten.

Die Autoren arbeiten derzeit an einer Adaptierung der 50 TramTrain-Themen für RegioRail-Projekte (siehe: www.lightrail.nl/RegioRail), dieses Projekt könnte aufgrund seiner „Verwandtschaft“ sowohl mit der TramTrain als auch RegioRail-Welt hier vielleicht zu einem interessanten Testfall werden.

 


Dudelange, Oktober 2005
Bestehende Bahnstrecke – Verbesserung der urbanen Qualität auch ohne TramTrain möglich?

December 2005 - Luxembourg: Signale auf Rot

Das ursprüngliche, auf der Bahnhybrid-Studie von 1993 basierende TramTrain-Projekt in Luxemburg wurde bis 1999 bereits sehr weit ins Detail geplant. Dann kam das politische Aus und das Projekt wurde reduziert (um nicht zu sagen kastriert) zu einem tangentialen System, das sich fast ausschließlich auf Eisenbahninfrastruktur der CFL abspielen sollte, wobei die Erschließung des weitläufigen und großzügig geplanten Kirchberg-Areals mit einer Stichstrecke das einzige Überbleibsel aus den alten Planungen war. Das neue TramTrain-Projekt wurde dann 2002 der Öffentlichkeit vorgestellt und wurde auch Rückgrat des sogenannten IVL, eines integrierten Planungskonzeptes für das gesamte Großherzogtum unter Einbeziehung der Interaktionen zwischen Flächennutzung, Verkehrserzeugung und Verkehrsbewältigung insbesondere auch mit dem öffentlichen Verkehr. Für eine Weile schien die Bestellung von TramTrain-Fahrzeugen durch die CFL kurz bevorzustehen. Was Gerüchte schon eine Weile erahnen ließen ist jetzt offiziell – die CFL hat die TramTrain-Pläne vorläufig ad acta gelegt und spricht jetzt von 2018! Als Haupthindernis für die Einführung von TramTrain werden Signalisierungs- und Sicherheitsaspekte angeführt und mit diesem Hintergrund wird die landesweite ETCS-Einführung als Vorbedingung für TramTrain argumentiert. Erheblich gestiegene Kosten für TramTrain-Fahrzeuge (ja auch in Mulhouse ein großes Thema!) sind ein weiteres Argument das genannt wird. Während dies für’s erste bedeutet, das keine TramTrain-Fahrzeuge das CFL-Netz befahren werden, fängt man in der Stadt Luxemburg an, über eine innerstädtische Straßebahn nachzudenken – etwas erstaunlich, wenn man die Historie des TramTrain-Projektes betrachtet, in der noch vor wenigen Jahren die Innenstadt als der problematischste Streckenabschnitt ausgemacht wurde. Darüber hinaus erscheint es schwierig, die aus dem sehr starken Pendlerverkehr nach Luxemburg sich ergebenden Bedürfnisse im Regionalverkehr jetzt mit einer Straßenbahn abdecken zu wollen.

Eine zentrale Frage muss gestellt werden: was geschieht mit dem integralen Ansatz des IVL-Konzepts wenn das TramTrain-Rückgrat sich in Luft auflöst? Wie kann TramTrain insbesondere regional, d.h. zum Beispiel in der Südregion (Esch/Dudelange) angemessen ersetzt werden? Die Eisenbahnstrecke nach Dudelange ist hier ein schönes Beispiel; von der Hauptstrecke in Bettemburg abzweigend weist sie bereits heute 4 Haltepunkte für eine Kleinstadt von 17000 Einwohnern auf, was im Prinzip bedeutet, dass die geplante TramTrain-„Qualität“ bezüglich der Haltestellendichte bereits umgesetzt wurde. Der Güterverkehr wird 2006 mit der Schließung des letzten Stahlwerks auf dieser Strecke enden und so bestand die Hoffnung die „urbane Qualität“ der Eisenbahnstrecke zu verbessern und die Barrierewirkung (schrankengesicherte Bahnübergänge, Zäune etc..) mit der TramTrain-Einführung zu reduzieren.

Die geänderten Rahmenbedingungen erfordern zweifellos eine geänderte Strategie (Axel Kühn berät hierzu aktuell ein lokales Projektteam), aber die Ausgangssituation bleibt immer noch wesentlich besser als sie es vor 20 Jahren geblieben wäre. Heutige Vollbahnfahrzeuge haben sich kräftig auf die Stadtbahn zubewegt und die „benachbarte“ TrainTram-Welt bietet ebenfalls einige interessante Möglichkeiten, wenn man sich Projekte wie Zwickau, das amerikanische RiverLine-Projekt oder auch die Herangehensweise bei der Schweizer Seetalbahn ansieht (siehe hierzu auch: www.lightrail.nl/RegioRail).


Kassel, neue Dieseltram bei ALSTOM, Salzgitter

November 2005 - Kassel: TramTrain im Vorwärtsgang

Eine niederländische Delegation besuchte das RegioTram-System von Kassel im Hinblick auf das RijnGouweLijn-Projekt. Die Gruppe wurde angeführt von Jan Baartman (Prorail), hier zu sehen bei der Probefahrt mit einer nagelneuen RegioCitadis Dieseltram. Die 28 bestellten Tram-Train-Fahrzeuge sind sämtlich Zweisystemfahrzeuge, 18 davon elektrisch (600 V Gleichstrom & 15 kV Wechselstrom) und 10 dieselelektrisch (600 V Gleichstrom & Diesel). Die Arbeiten an der Infrastruktur, insbesondere der Verknüpfung zwischen Eisenbahn und Straßenbahnnetz am Hauptbahnhof, sind im Gange, aber die ersten regionalen Linien (Hümme/Warburg) werden bereits mit TramTrain-Fahrzeugen bedient, weitere werden 2006 folgen. Insbesondere die neuen Dieseltram-Fahrzeuge stellen eine technische Innovation dar, die als ausgesprochen hilfreich für die Modernisierung regionaler/lokaler Eisenbahnstrecken in Europa, aber auch den USA, anzusehen ist.


Murgasse - der Engpass im bestehenden Straßenbahnnetz; eine zentrumsnahe und für größere Fahrzeuge geeignete Umgehung ist eine Vorbedingung für das TramTrain-Projekt.

September 2005 - Graz (Österreich): Unterstützung der steirischen Grünen

Graz war 1993 mit eine der ersten Städte, die sich mit der Frage der Übertragbarkeit des Karlsruher Modells beschäftigte. Sie war damit ganz vorne in einer langen Reihe von Städten, die in den Boomjahren Mitte der Neunziger Gegenstand von Machbarkeitsstudien wurden.
Axel Kuehn, einer der Autoren der damaligen Machbarkeitsstudie, hatte jetzt Gelegenheit auf Einladung der steirischen Grünen "auf historischen Boden" zurückzukehren.
Im Rahmen einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung am 13. September 2005 konnte er klarmachen, das die technische Entwicklung seit den Diskussionen vor 12 Jahren weitergegangen ist.
Neue Systeme wie Saarbrücken, Kassel, Chemnitz oder Zwickau im TrainTram-Bereich haben neue Merkmale und Möglichkeiten aufgezeigt und erlauben heute durchaus eine Neubetrachtung der Grazer Vision, die seit der Lieferung der Endberichte 1995 sich mehr oder weniger im Dornröschenschlaf befand.
Die Diskussion hat bereits einen deutlichen Niederschlag in den lokalen Zeitungen gefunden und das Thema "Stadtregionalbahn" scheint sich wieder auf der Tagesordnung zu befinden - auch was die Landtagswahlen in der Steiermark am 2. Oktober angeht.
Man wird sehen … (und berichten).

August 2005 - Tram-train Réunion (Frankreich) Auch die Insel Réunion (Frankreich) plant ein sogenanntes TramTrain-System für den Norden der Insel, den am dichtesten bevölkerten und am meisten unter dem Autoverkehr leidenden Teil, um dort ein attraktives ÖPNV-Angebot zu schaffen. TramTrain wurde wegen seiner Vorteile in Sachen Geschwindigkeit (100km/h außerorts), Image und der Integrationsfähigkeit in den Siedlungsbereichen gewählt. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass hier, anders als in allen anderen bisherigen TramTrain-Projekten sowohl der Straßenbahn- als auch der Eisenbahn(ähnliche) -Teil neu gebaut werden, während bisher immer auf vorhandene Eisenbahninfrastruktur aufgesetzt wurde. Eine solche steht heute eigentlich nicht mehr zur Verfügung, nachdem 1976 der Betrieb auf einem letzten Teilabschnitt der alten meterspurigen Eisenbahn eingestellt wurde. Mischbetrieb im klassischen Sinne ist aber vorgesehen, da auf einem Teilabschnitt zum Hafen von Saint-Paul (Le Port). auch Güterverkehr stattfinden soll. Die insgesamt 70km lange Strecke wird Saint-Paul via Saint Denis mit Saint-Benoît verbinden, 25km der Neubaustrecke werden in neun Siedlungsbereichen mit Straßenbahncharakter verlaufen, im Rahmen der 45km regionaler Strecke (mit Eisenbahncharakter) ist u.a. auch ein 10km langer Tunnel geplant. Insgesamt sind 35 Haltestellen geplant. Die Fahrzeigauswahl wurde noch nicht getroffen, aber wesentliche Parameter liegen bereits fest. Die Gesamtkosten des Projekts werden mit 1,5 Milliarden € beziffert. Die Realisierung des Projektes liegt in den Händen der SR 21, einer 2002 gegründeten Entwicklungsgesellschaft, deren Anteile zu 64% von der Region Réunion gehalten werden und die von Transdev unterstützt wird. Die Vorstudien sind Anfang 2005 abgeschlossen worden. Ein Beginn der Bauarbeiten wird für 2008 erwartet, die Inbetriebnahme eines ersten Teilabschnittes für 2010 (Gesamtstrecke 2012?). Wir werden Sie gerne über den Fortgang dieses interessanten Projektes informieren, so z.B. über die Fahrzeugauswahl.

Juli 2005 - Weitere TramTrain-Projekte (DE & CH) Neue Projekte sind in Deutschland und der Schweiz bekanntgeworden. Stuttgart (DE) untersucht eine Verknüpfung der Korntalbahn (eine der WEG-Zubringerstrecken zur S-Bahn) über DB-Infrastruktur mit bestehenden, innerstädtischen SSB-Strecken sowie eine Weiterführung auf der anderen Seite der Stadt auf DB-Infrastruktur im Raum Filderstadt. Der Kanton von Neuchâtel (CH) hat einen TramTrain-Betrieb von Neuchâtel nach Chaux-de-Fonds über Cernier oder Corcelles vorgeschlagen. Beide Varianten werden in einer nächsten Studienphase untersucht.

 

Januar 2005 - Toyama (JP) Der erste TramTrain in Japan wird in Toyama zu finden sein; ein 7,6 km langer Abschnitt, auf dem 600/1500 V Gleichstrom Zweisystemfahrzeuge zum Einsatz kommen, ist für 2006 geplant, wobei sowohl die Eisenbahnlinie von Toyamako nach Iwasehama, als auch ein neuer, 1,5 km langer Abschnitt im Straßenraum zur Anbindung an den Bahnhof geplant sind. 3 neue Haltepunkte sind im Bereich der Eisenbahn, einer im neuen innerstädtischen Abschnitt vorgesehen.

August 2004 - RijnGouwelijn (Niederlande) Am 30. August hat der niederländische Verkehrsminister einen Zuschuß von 140 Mio. Euro für den Ostabschnitt des Rijn-Gouwe-Lijn Projektes bewilligt. Damit stehen die Signale für dieses erste TramTrain-Projekt in den Niederlanden auf Grün. Regionalregierung und lokale Gebietskörperschaften werden weitere 90 Mio. Euro zur Verfügung stellen. Die ersten Bahnen sollen 2010 fahren, wobei der gegenwärtige Testbetrieb für die nächsten Jahre fortgesetzt wird.

 

LINKS [Beginn] [Zusammenfassung] [Inhalt]

www.lightrail.nl/RegioRail
Diese Webseite zeigt einige erfolgreiche Praxisbeispiele aus dem Bereich des modernen Eisenbahn-Regionalverkehrs- Alternativkonzepte zu Stadtbahn oder TramTrain.

www.lightrail.nl/studytours
Unsere Webseite zu Studienreisen! Entdecken Sie hochwertigen ÖPNV und TramTrain rund um die Welt. Wir freuen uns Ihr Reiseführer zu sein!

www.lightrail.nl/TramTrain/tramtrain.htm
Die englische Version dieser Seite.

www.lightrail.nl/TramTrain/tramtrainFR.htm
Die französische Version dieser Seite.

Lightrail.nl's links
Diese Linkseite liefert eine breite Auswahl weiterer interner und externer Links (nur Englisch).

 

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European Transport Conference (ETC 2004) Diese Webseite basiert auf einem Aufsatz, den wir auf der European Transport Conference (ETC 2004) in Strasbourg, 4.-6. Oktober 2004 für die Association for European Transport präsentiert haben. Bitte hier... 'klicken' um diese Präsentation herunterzuladen (PowerPoint; 7,30 MB).

Tram-trains: Euphoria or Depression? (TRAMWAYS & URBAN TRANSIT, Dezember 2005) Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema TramTrain von Axel Kuehn, daneben Überlegungen zu den Einsatzmöglichkeiten von TrainTram wie z.B. in Camden (USA). Hier... klicken zum Download des Artikels (PDF; 1,54 MB).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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